Mittwoch, 13. Juni 2007

the f-word

Ich leide unter dem selben Gendefekt, wie rund 51% der Weltbevölkerung auch. Chromosomenanomalie xx.

Ich lebe glücklicherweise in einer sehr aufgeschlossenen Gesellschaft, wo man es nicht mehr für nötig hält, mich hinter der Burka zu verbergen, im Gegenteil, je freizügiger und tiefdecolletierter ich meine Stigmata zur Schau stelle, desto eher scheint gewährleistet, dass ich eines Tages den Sachwalter fürs Leben finde (Wird auch höchste Zeit, würde meine Großmutter sagen, denn es kann nicht sein, dass ich, den Zenit der gebärfreudigsten Zeit bald überschritten, noch immer unbemannt bin. So versucht sie also, wann immer sie meiner habhaft wird, mich in die Kreise zu bringen, mit denen sie selbst gern verkehrt hätte).

Zum Glück darf mich hierzulande alleine auf offener Straße bewegen, von offizieller Seite aus ist es mir sogar gestattet Hosen zu tragen, intern wird jedoch bemängelt, dass ich der Männerwelt so selten das Vergnügen gönne, mir auf die Beine zu glotzen. Ich darf alleine Geschäfte abwickeln, mit fremden Menschen reden, dabei sogar lachen, ohne sofort als Schande für die Familie zu gelten. Selbst wählen darf ich, zwischen mehreren Übeln.

Nach klassischer Definition gelte ich weder als körperlich noch geistig behindert, was selten jemanden davon abhält, mich dennoch so zu behandeln. Ich bin nämlich, um es politisch korrekt auszudrücken, ein Mensch mit Migränehintergrund. Eine vom schwachen Geschlecht. Frau.

Noch dazu ein besonders tragischer Fall - Eine von denen, die nicht so sein wollen, wie sie sein sollen, obwohl man sie dafür belächelt, wie sie sind.

Im Laufe meines Lebens habe ich mich bisher grob geschätzte 9.030 Mal vollständig eigenständig an- und entkleidet, inklusive Schuhbänder binden. Ich bin so dreist zu behaupten, ich sei mit den Techniken der Körperbedeckung, abgesehen von einigen schauderhaften modischen Fehlgriffen, bestens vertraut, dennoch fühlt sich ständig jemand bemüßigt, mir in den Mantel zu helfen.

Mein geringer Wuchs und der naturgegebene Dackelblick wecken männliche Beschützerinstinkte, man zündet meine Zigaretten an, öffnet mir Türen, bezahlt mein Abendessen, behütet und bewahrt mich vor allem Unbill, um mein empfindsames Gemüt zu schonen. Man findet mich drollig, wie ein dressiertes Äffchen, will mir ständig übers Köpfchen streicheln und wundert sich, wenn ich beiße - Gentlemangehabe ist mir nämlich zuwider.

Natürlich weiß ich um meinen Liebreiz und schätze die mannigfaltigen Versuche meine Gunst zu erlangen. Auch weiß ich, wie unendlich mitleiderregend ich wirke, wenn ich mit der Anmut und Grazie einer Gazelle nach dem dritten Schlaganfall vorm Supermarktregal hochhopse um die letzte Dose Thunfisch zu erhaschen.

Trotzdem lege ich Wert darauf, als Mensch auf selber Augenhöhe betrachtet zu werden, nicht als niedlicher Aufputz, den man am Patschhändchen hinterherschleift und bei jeder Gelegenheit bevatert.

340 Tage im Jahr (Diese Zahl ergibt sich insbesondere daraus, dass bissige, rebellische Weibchen meist so rasch wie nur irgend möglich an der nächsten Raststation Sehnsucht ausgesetzt werden) komme ich nämlich mehr oder weniger wunderbar alleine zurecht.

Nicht nur, dass ich aufrecht gehen kann, auch des Sprechens bin ich mächtig, zuweilen lege ich dabei eine unerwartete Eloquenz an den Tag, die manche Männer ängstigt, selbst Wohungen ausmalen, Waschmaschinen anschließen, Glühbirnen wechseln oder Wochenendeinkäufe in den dritten Stock schleppen kann ich, ohne dass es männlicher Unterstützung bedarf. Schreckstarre Prinzenanwärter bewahre ich vor nähesuchenden Killerhunden, entzückenden Nagetieren und friedliebenden Spinnen. „Du bist der Mann in der Beziehung“ hyperventilieren sie dann und suchen Zuflucht bei einem weiblichen Wesen, das ordentlich schrill kreischen kann, wozu mich mein Stimmorgan leider nicht befähigt.

Ich bin mir allerdings zu schade dafür, mit Mädchentricks und kurzen Röckchen das verletzliche Weibchen zu mimen, um mir Zuneigung zu sichern und nur ja stolze, starke Männeregos nicht zu erschüttern. Um mein Frauenego hat sich auch noch nie jemand gekümmert:

Bahnhof. Lover will anstatt mich gleich den Koffer in Empfang nehmen. „Nein, nein, den trag ich schon selber.“ Jetzt gib halt her, der ist doch schwer!“ „Weiß ich, den hab ja ich so vollgepackt.“ Er will mir das Gepäckstück aus der Hand reissen. „Wie sieht denn das aus?!“ „Du meinst starker Mann lässt arme Frau schleppen?! Als ich ihn allein zum Zug trug, fand das auch keiner unpassend.“ „Gib her!“ „Seltsam, den Koffer willst du mir unbedingt abnehmen, den Müll darf ich aber alleine rausbringen.“

Der Arbeitskollege: „Diese eine Tour, wo wir neunzehn Stunden unterwegs sind, die ist eigentlich nichts für Frauen!“ „Weshalb?“ „Na, das ist doch total anstrengend.“ „Für Männer ist die nicht anstrengend?“ „Doch.“ „Warum sollte es für Frauen anstrengender sein, als für Männer, neunzehn Stunden auf den Beinen zu sein? Ich mach exakt diesselbe Arbeit wie du, hast du den Eindruck ich könnte das nicht?“ „Naja, du schon.“ „Dir ist aber klar, dass ich auch eine Frau bin?“

Der Gast „Dieser Job, das ist doch nichts für eine so zierliche Frau!“ „Wieso, mach ich was falsch? Wirke ich irgendwie überfordert?“ „Äh, nein, ich mein nur...“

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testsiegerin - 13. Jun, 08:50

chapeau!
abgesehen davon hab ich die erfahrung gemacht, dass ich einen mantel alleine wesentlich schneller und ohne verrenkungen anziehen kann.
ich muss ja gestehen, ich schlepp nicht gern. und ich lass die männer schon mal meinen koffer tragen, so rein aus der bequemlichkeit heraus. das würde ich aber auch, wenn ich ein mann wäre. wahrscheinlich würden sie es mir dann aber nicht anbieten.

ConAlma - 13. Jun, 13:35

Diese Chromosomengeschichte kommt mir bekannt vor ;-)
Fast fünzig Jahre hab ich gebraucht, um mich an gewisse, damit verbundene "Annehmlichkeiten" zu gewöhnen, d.h. manches einfach unhinterfragt bzw. nicht offensiv diskutiert anzunehmen - und rechtfertige das mit einem hart erarbeiteten Königinnenstatus :-D

Aber das funktioniert halt auch erst, seit ich eine gewisse Distanz halten kann ...

MoniqueChantalHuber - 13. Jun, 16:06

werte conalma, zumindest in "aber das ist doch nichts für frauen"-situationen bocke ich allein schon aus prinzip und an manche "annehmlichkeiten" will ich mich nicht gewöhnen, aber da ist halt auch noch viel vom trotzigen "ich kann das alleine"kind dabei.
ConAlma - 15. Jun, 09:26

Na klar, bei "das ist doch nichts ..." werd ich schon noch ganz schön kratzbürstig, frau müsst dann ja nur den Satzanfang zurückwerfen, mit einem *Augenbraue hochzieh* '"Ach, das ist doch nichts? Dann könnten Sie's gern behalten!"
Au-lait - 13. Jun, 14:27

Selten habe ich Genderfragen, deren ich so schrecklich müde geworden bin, in erfrischenderem Wortgewand(t) gelesen als hier. Geschlechterrollen habe ich persönlich immer Eva Herman überlassen, ich kriege Placque bei feministischen Kampfvereinigungen, aber nur, weil Gleichberechtigung für mich selbstverständlich ist. Gleiches Recht für beide, keinesfalls mehr. Keineswegs weniger! Anyway... großes Kino mal wieder, Besteste!

MoniqueChantalHuber - 13. Jun, 15:39

bestester, mehr off topic, kannst du eigentlich auch so richtig vernichtend kritisieren? (an dieser stelle vielleicht doch ein ersatzzwinkern hinzudenken) nicht dass es mir gelegen käme, die frage stell ich einzig interessehalber.
Au-lait - 13. Jun, 16:18

Gib mir doch mal Grund dazu, dann werde ich Deinem Text die Schlupflider schon mit dem Skalpell wegrasieren, ratzekahl, schon fair aber schonungslos. Und auch mein Donnergroll kommt relativ spät, da ich in aller Regel ein sehr entspannter Zeitgenosse bin, aber wer sich je meinen Zorn zugezogen hat, der hat es bitter bereut und nie wieder vergessen, glaube ich sagen zu können. (Was keine Einladung ist, es auszuprobieren!)
MoniqueChantalHuber - 14. Jun, 03:05

ach nö, man muss ja nicht immer extra provozieren... obwohl so ´n donnernder, wortgewaltiger wut-ole sicher mal eine interessante erfahrung wär. mach das doch mal bei jemand anderem, so exemplarisch halt.
blogger.de:kittykoma - 13. Jun, 15:48

ach ich bin da friedlicher geworden. ich kann lkw fahren, fliesen legen und löten. muß ich aber nicht. vor allem, wenn einer happy ist, daß er mir das geben kann. - und es womöglich besser macht als ich.
dafür bügele ich hemden und koche. was er auch kann, vielleicht nicht ganz so perfekt.
eine halbe stunde mit einem schweren koffer neben einem mann herzulaufen, der sich mit leeren händen nen wolf freut, daß er ihn mir nicht abnimmt, weil er ja gott sei dank ne emanziperte erwischt hat, ist genauso blöd.

MoniqueChantalHuber - 14. Jun, 05:09

spätnächtlicher schreibschwall out of control. kann spuren von schweren rechtschreibfehlern enthalten

abseits der satirischen überzeichnung bin ich eh total friedlich. die kofferanektote kam mir gestern irgendwie in den schreibfluss, im grunde ärgert mich sowas nur manchmal, der grad der störung ist personenabhängig.

was mich wirklich nervt, stört, wütend macht, ist vielmehr die herablassende, bevormundende oder verniedlichende art und weise, wie mit frauen oft umgegangen wird.

ich kann da hauptsächlich nur aus eigener erfahrung sprechen, weil ich relativ wenig mit anderen frauen zusammenarbeite oder generell zu tun habe, doch mich behandelt man im arbeitsalltag gern wie ein kleines, ein wenig zurückgebliebenes kind. dass mein derzeitiger chef mich etwa "mausi" nennt, ist, obwohl er damit, aus seiner sicht, durchaus eine gewisse wertschätzung ausdrückt, eigentlich eine frechheit. nur bin ich mittlerweile schon so gewöhnt daran, überall die kleine, unser nesthäkchen zu sein, dass ich`s stillschweigend toleriere, obwohl ich damit als mensch und arbeitskraft eigentlich abgewertet werde (zwar arbeite seit längerem in doofen jobs, bei denen grundsätzlich alles und jeder geduzt wird und spitznamen an der tagesordnung stehen, aber selbst in "meinen" größeren firmen trat dieses verniedlichungsphänomen, die verwendung von kosenamen an stellen wo sie nicht hingehören auf, hauptsächlich natürlich in bezug auf frauen). da hat die geschätzte nachtschwester ja einen netten beitrag verfasst, zum thema namen und ernst genommen werden. mausi hat zusätzlich das problem bei günstigem licht um jahre jünger zu wirken, als sie ist. also bin ich grundsätzlich kleines, bissi doofes mädchen (von der rolle versuch ich mich zu distanzieren, in dem ich die nun von mir erwarteten klischees nicht erfülle, mich zumindest optisch sehr maskulin und dominant gebe). auch werden meine persönlichen grenzen gern völlig ignoriert. dazu gehört z.b. angreifen. alles was über ein handschütteln hinausgeht, hat meiner meinung nach im beruf nichts verloren. selbst wangenküsse halt ich meist für deplaziert. hindert aber niemanden daran mich ständig zu tätscheln wie einen kranken hund. kolleginnen anfassen (noch keineswegs in sexuell motivierter absicht) ist, egal wo ich bisher beschäftigt war, standard, wird von den frauen akzeptiert und niemand stört sich daran. plumps. und schon bin ich in der hierarchie wieder ein stück zurückgefallen. (mein klassiker hierzu: mir kaum bekannter kollege fasst mir zur begrüßung völlig überraschend an den bauch und meint: "na, bist du schwanger?" ich unterdrücke den schlagreflex, besinne mich und antworte nüchtern und sachlich: "ich möchte nicht, dass du mich angreifst. das stört mich." entgeisterter blick... zehn sekunden später getuschel... "blöde kuh, die hat sicher ihre tage." - achja, mein absolutes lieblingsargument...)

mich macht rasend was sich manche männer, gerne auch unter dem deckmantel des gentleman-seins, herausnehmen - oft genug gar nicht böswillig oder absichtlich. frau gewöhnt sich im laufe der zeit so daran, dass es ihr nicht mehr auffällt und mann braucht sein handeln nicht zu hinterfragen, weil scheinbar alles in ordnung ist und den gewohnten lauf nimmt.

an dieser stelle eigentlich überhaupt nicht passend, aber ein besonders krasses beispiel für: am ende ist die frau die dumme...

schon als kind, besonders aber zur gymnasialzeit, bekam ich ständig zu hören: "mädchen sind nicht so!". der direktor meiner schule hatte mich als sein therapieprojekt auserkoren, um mir jedwede nichtdamenhafte kritische haltung auszutreiben (was ihm und anderen zum teil gelang, zum anderen durch die jahre hinfällig wurde). zwar war ich gewiss ein extra-aufmüpfiges exemplar und nur willens autoritätspersonen zu akzeptieren, wenn sie es fachlich und/oder menschlich verdienten, aber mir ein pädagogisch extrem bedenkliches: "frauen wie du werden kriminell oder prostituierte" an den kopf zu werfen, war... nunja, pädagogisch nicht wertvoll.
ebendieser direktor wusste sehr genau um die schlechte reputation unseres schularztes, der zugleich amtsarzt war und von dem seit langem gerüchte kursierten, er würde es bei den untersuchungen ein bisschen zu genau nehmen. ich, damals nichts böses ahnend, wurde mit 5 (die zahl kam daher, dass der direktor als einzige reaktion auf diverse hinweise, der alte würde sich gerne an jungen frauen ergötzen, anordnete, schülerinnen halt nicht mehr allein zum arzt zu lassen) anderen mädchen ins arztzimmer geschickt, ein ärztliches attest war bedingung für die teilnahme am schikurs. zuerst mussten wir uns bis auf die unterwäsche entkleiden, dann wurde ins höschen geblickt. "wegen eventuellen leistenbruchs" sprach der arzt. zur augenuntersuchung musste der bh entfernt werden. "damit ich eure wirbelsäule begutachten kann" antwortete der arzt auf meine frage hin. danach begutachtete er noch das brustwachstum jeder patientin, hatte für jeden busen einen launigen spruch übrig "na, da ist aber ordentlich was dran" "klein aber fein". spätestens ab hier wurde es mir als letzter in der reihe zu bunt. die anderen mädchen standen peinlich berührt, aber wortlos da, und ich beschloss, einmal auszukosten ein freier mensch zu sein, sprach: "ich lasse mich nur von ärzten meines vertrauens untersuchen. dazu zähle ich sie definitiv nicht. auf wiedersehen" und ging. ab diesem zeitpunkt sperrte der arzt seine patientengrüppchen immer ein, meine mitschülerinnen, die kurz zuvor noch lieber gestorben wären, als sich von dem alten mann betatschen zu lassen meinten unisono: "das kannst du doch nicht machen" und der direktor sprach: "ja und, was soll ich da jetzt unternehmen?" meinem hausarzt brauchte ich keinen namen zu nennen, damit er wusste, wer mich beinah untersucht hätte. meine eltern unterschrieben ein erklärung, dass ich nicht mehr zum schularzt dürfe und damit war die sache erledigt (hinterher wurde ich kurzzeitig noch verdächtigt, dem arzt drohbriefe geschrieben zu haben, das ist allerdings nicht mein stil, der tatsächlichen verfasserin war er bei einer führerscheinuntersuchung zu nahe getreten).
nur am abschlusstag meiner matura, für den ich mir fix vorgenommen hatte, den direktor vor versammelter lehrerkommission zu fragen, ob der denn noch immer der meinung sei, ich wäre ein verkommenes subjekt, eine potentielle kriminelle prostituierte (tragischerweise war er mein vorsitzender und ich auf sein wohlwollen angewiesen), just an diesem tag trat er an mich heran und sagte: "also weißt du eigentlich was DU mir angetan hast, mir gleich im ersten monat als direktor solche probleme zu bereiten, wegen des schularztes. der geht doch eh bald in pension."
testsiegerin - 14. Jun, 08:17

die geschichte mit dem arzt macht mich derart wütend und fassungslos, das ist unglaublich. der gehört jetzt noch angezeigt, selbst wenn er schon tot ist.

und ich erlebe trotz meines fortgeschrittenen alters immer wieder übergriffe, weil ich eben eine frau bin. meistens weiß ich mich gut zur wehr zu setzen (drei jahre im knast - als sozialarbeiterin - waren eine gute lehrzeit gegen männliche anmache und blöde sprüche und zu nahe treten), aber es gibt auch jetzt immer wieder situationen, wo mir einfach die spucke wegbleibt.
als mich letztens bei der angelobung für die wahlkommission der bürgermeister von oben herab angeschnauzt hat, weil ich mich an den tisch gelehnt hatte und nicht stramm gestanden bin. ich wette, das hätte er bei einem mann nicht getan. oder eben dass man - wenn ich mit einem jüngeren kollegen vorträge halte - prinzipiell ihn für meinen chef hält. und das, obwohl er sich wirklich nicht so aufführt. ach, der beispiele gäbe es genug.
MoniqueChantalHuber - 14. Jun, 08:45

da käme ich aus dem anzeigen wohl nimmer raus. das ist ja noch eine der harmloseren geschichten. aber letztlich überwiegt doch irgendwie immer der verdammte gedanke "ach, war doch gar nicht so schlimm und vielleicht hab ich es ja auch ein bisschen herausgefordert". zwar bin ich immer heil davongekommen, dafür aber jetzt mit einer enormen abneigung gegen alles, was meine individualdistanz von mindestens 70cm unterschreitet, gesegnet.

der übergriffige arzt, an dessen weltbild hab ich wohl ordentlich gerüttelt, davongelaufen ist ihm vor und nach mir vermutlich keine. mich erschüttert im nachhinein fast noch mehr, dass ich die einzige war, die sich ansatzweise gewehrt hat, damals gab es sogar eine gruppe schülerinnen (interessanterweise genau die, die am meisten angst hatten) die mich deswegen ziemlich angegriffen und den arzt verteidigt hat. von seiten der schulleitung war ja ich die querulantin und unruhestifterin, weil ich die mädls der schule dazu aufrief, sie sollten sich nichts gefallen lassen, dass ihnen unangenehm ist. meine eltern haben ausser ein paar anrufen beim direktor und einem schön formulierten schrieb ja auch nichts unternommen. die grundhaltung aller war mehr "meingott kind, was regst dich denn so künstlich auf?! is ja nix passiert!" irgendwann war ich dann selbst soweit, mir zu denken "gut, wenn ihr es alle so wollt aus lauter obrigkeitshörigkeit und ach, das ist doch ein harmloser alter mann..." dann macht nur, ich hatte ohnehin schon aus anderen gründen zig extra-sitzungen in der direktion.
blogger.de:kittykoma - 15. Jun, 11:55

oh, das ding mit dem schularzt ist ein hammer. das verrückte ist, welche duldungsstarre frauen/mädchen da entwickeln können.
vielleicht habe ich auch viel glück gehabt. das schätzchen-mausi-hasi-tätschel-tätschel-spiel gab es bei mir nur die ersten zwei drei jahre am theater. wenn das von netten jungs kam (und da waren verdammt hübsche dabei), hab ich zurückgeschatzit und getätschelt, wenn es der sabbernde inspizient war, hab ich ihm eine geknallt.
und später hat sich das kaum noch jemand getraut. ich weiß nicht, was ich ausgestrahlt habe.
nach einigen beziehungserfahrungen mit älteren männern bin ich allerdings befremdet, wie die frauen im täglichen umgang infantilisieren. selbst der meinige kann es sich nicht verkneifen, sich einmal am tag vor mir mit herablassendem lächeln aufzubauen und irgendeinen satz mit kleene oder schätzchen zu sagen. ansonsten - hat er mir mal gestanden - fühlt er sich mir gnadenlos intellektuell unterlegen. der arme.
blogger.de:f2v2 - 14. Jun, 08:43

Nach Lektüre Ihres gewohnt hochwertigen Beitrags fiel mir ein dufte Kommentar ein. Aber erstens habe ich ihn nach Lektüre der Kommentare vergessen, und zweitens würde ich mich jetzt nicht mehr trauen, ihn zu äußern. Typisch anderer Gendefekt (49%).

MoniqueChantalHuber - 14. Jun, 08:47

jetzt ziern sie sich nicht so, ich beiss ja eh meistens nicht.
croco - 16. Jun, 17:58

Auch mit dem selben Gendefekt behaftet , bin ich doch sicher einern halben Meter größer als Sie. Auch ich lege sehr viel Wert auf die räumliche Distanz zu meinen Mitmenschen. Da hilft mir meine Größe aber gar nicht. Und auch in Akademikerkreisen unterschreitet man gerne die Distanz. Meist sind es die ganz ekeligen, die den Anstand nicht haben, mir vom Leib zu bleiben. Mittlerweile zucke ich betont weg, so als nonverbale Botschaft.

Das mit dem Schularzt ist der Hammer, eine schreckliche Geschichte. Sie sind wahrlich ein mutiger Mensch, gnädige Frau!
Ich kenne ein paar solcher Fälle aus meinem beruflichen Alltag, ich hab ja viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun.
Und sobald ich etwas erfahre von einem Mädchen, gehe ich sofort zur Leitung und zeige es an, auch beim Jugendamt. Bisher wurde immer reagiert. Man muss Öffentlichkeit schaffen

MoniqueChantalHuber - 18. Jun, 04:08

öffentlichkeit schaffen... ja und nein. nicht alles, was ich als belästigung und überschreitung meiner grenzen empfinde, ist ein tatsächlicher übergriff. ziemlich schwammige angelegenheit das. ich persönlich hab mittlerweile eine sehr klare vorstellung davon, was ich mir gefallen lasse und ab wann ich mich bedroht fühle (wobei natürlich tragischerweise das aussehen des gegenübers eine wichtige rolle spielt, gefällt mir was ich sehe, bin auch ich leider länger tolerant).

aber wenn ich mich in situationen wiederfinde, in denen ich mich in irgendeiner, meist testosteronbedingten, bedenklichen situation befinde, dann sag ich mittlerweile erstmal, dass ich das nicht dulde, nötigenfalls werde ich wirklich laut und wirklich böse.

manche frauen trauen sich das allerdings nicht oder bemerken erst hinterher was sie störte und greifen dann zu rechtlichen mitteln (ich wage sogar zu behaupten, manchesmal einfach aus gründen des sich-rächen-wollens).

einer meiner kollegen beispielsweise hat sich eine anzeige wegen sexueller belästigung eingehandelt, weil er die nervige angewohnheit hat, seine mitmenschen städig anzufassen. zwar war der anzeigerin bekannt, dass er schwul ist (also vermutlich vollkommen absichtslos handelte) und betrunken, besonders unter dem musikalischen einfluss von madonna, gern erotisch angehauchte tanzeinlagen mit weiblicher begleitung hinlegt, doch anstatt ihm zu sagen: "nimm die finger weg !"oder ihm von mir aus eine zu scheuern, hat sie ihn ein paar tage später eben angezeigt, weil er ihr beim tanz auf den busen griff (kommt ja immer wieder vor sowas, ich bedien mich halt im extremfall meiner ellbogen und wie ich aus der tiererziehung weiß, wird, sofern die strafende handlung innerhalb der ersten drei sekunden erfolgt, der direkte zusammenhang mit der tat erkannt und ein lernprozess in gang gesetzt. und sei es nur: "au, die dumme schnalle boxt zurück").

man muss den menschen, also nicht nur speziell männern, erstmal klar zu verstehen geben, was man eben nicht möchte. woher soll jemand, der mich nicht kennt, wissen, wo meine persönliche belästigungsschwelle liegt? jeder mensch funktioniert da ein bisschen anders. grad männern wird oft einfach von niemandem gesagt, dass das was sie sagen oder tun, ziemlich daneben ist.

natürlich sollte man, grad bei jungen mädchen immer hellhörig sein. doch der wichtigste schritt, weit vor "öffentlichkeit schaffen" ist, ihnen zu vermitteln "nein zu sagen", ihnen beizubringen dass sie situationen, die ihre (achtung: zigtausendste wortwiederholung) grenzen überschreiten, die ihnen unangenehm sind, nicht erdulden müssen und wie sie sich dem entziehen können.

noch ein bisschen mehr plauderei aus dem nähkästchen: eine freundin von mir geriet in teenagerjahren mal an einen typen, der dieses nicht-nein-sagen-können schamlos ausnutzte, ihre "einerseits noch kind, aber trotzdem schon irgendwie ein wesen mit einer ahnung von sexappeal, dem es gefällt zu gefallen"-unsicherheit erkannte und mit ihr ein, für ihn sicher spannendes, spiel trieb, sie gewaltlos, nur durch die authorität des erwachsenen, dazu zu bringen, sich vor ihm auszuziehen. eine begebenheit, die ihr maßlos unangenehm war, doch antstatt einfach wegzulaufen ist sie geblieben und hat sich jahrelang dafür geschämt.

duldungstarre, ich nenn es reh-im-scheinwerfkegel-syndrom, hilft normalerweise weder der frau , noch lernt der mann was anderes daraus, als "funktioniert, was ich da mache!"
Etosha - 17. Jun, 08:19

Vielleicht liegts unter anderem an der Größe. Ich hab den Eindruck, dass man als kleine Frau besonders gern 'geschatzit und getätschelt' wird. Als wehrhafte umso öfter, denn häufig ist es wirklich ein Kleinmachen, eine unbewusste Maßnahme zum Weisen auf den angestammten Platz - zur Wiederherstellung des männlichen Selbstbewusstseins? - und wird stärker, je stärker der Widerstand ist oder eben die Notwendigkeit (Aufmüpfig? Kleinmachen!).

Der Chef in meiner ehemaligen Firma hat mich oft 'Zwergerl' genannt, es dann drei Tage gelassen, wenn ich ihm wieder erklärt habe, dass ich das nicht möchte, und dann wieder angefangen. Ich hab dafür dann aufgehört.

Das Drama ist, dass du noch so viel auf deinen Charakter setzen kannst - die weibliche Schiene funktioniert trotzdem oft besser, und das auf Anhieb, ohne viel reden. Dafür kann man natürlich als Frau zu stolz sein. Man kann aber auch zu stolz sein, seinen sorgsam gepflegten Charakter und regen Geist unter solchen Männern zu versprühen, die lieber auf Wimperklimper reagieren.

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MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
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mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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