Donnerstag, 26. Juli 2007

beim stadtspaziergang

unvermutet auf eine jugendliebe getroffen. sehr zu meinen vorteil völlig unterm wert verscherbelt (1€): roald dahl - matilda.

me & the gaybar: i wish i was queer so i could get chicks

Was eine Hetero-Frau dazu veranlasst, ausgerechnet in einer Schwulenkneipe zu arbeiten? In einer recht dubiosen Halbwelt zu verweilen, die mit dem wirklichen Leben auf den ersten Blick nichts gemein hat. Manchen erscheint es als Abstieg, andere beeindruckt der vermeintliche Glamourfaktor, „Erzähl der Großmutter, Tante, usw. ja nichts davon“ fordern meine Eltern, meine letzte Beziehung ging, neben einigen anderen Faktoren, an meiner Berufswahl zugrunde, dennoch sehe ich meine Arbeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt als persönliche Bereicherung, zumindest was den Charakter angeht, die Bank würde sich mich in anderer Tätigkeit wünschen.

Der Zufall oder mein Naturell wollten es, dass ich schon früh mit Menschen zu tun hatte, die ihre Partner nicht nach fortpflanzungförderlichen Kriterien wählen. Zur Sorte Frau, die ihrem besten schwulen Freund in unglücklicher Anbetung zugetan ist und hofft ihn umpolen zu können, zähle ich mich nicht, obwohl auch ich einen Lieblingskumpanen habe, dessen Partnerschaftspräferenzen gleichgeschlechtlicher sind, als er sich`s eingesteht.

Der homosexuelle Wegbegleiter hat Vorzüge, die ich durchaus zu schätzen weiß. Die in den meisten Lebenslagen störende Mann-Frau-Anziehung wird ausser Kraft gesetzt. Man kann Tisch und Bett miteinander teilen, wie man es seit Kindertagen mit keinem männlichen Wesen mehr so absichtsfrei erlebt hat, weil einem ansonsten doch ständig dies brünstige Balzverhalten im Wege steht. Nur zu straighten Frauen und homosexuellen Männern kann ich Naheverhältnisse pflegen, ohne dass mir die Begierde die Gedanken verseucht oder eben dies umgekehrt erhofft/befürchtet wird, Berührungen bleiben Berührungen um der Person willen und nicht weil mich die Biologie in ihren unheilschwangeren Fängen hält. Besitzansprüche und Eifersüchteleien halten sich in Grenzen, der große Rausch, die Tragödien bleiben aus. Kein „folie a deux“ wenn die Fortpflanzungsorgane verpackt bleiben. Frauen und Schwule sind mein Rückzuggebiet in einer Welt omnipräsenter sexueller Spannungen, mein Urlaub vom Jagdbetrieb, Schonzeit. Selbst die asexuelle, aber nunmehr aufrichtigere Freundschaft, die mich mit Ex-Gefährten verbindet, mit denen ich die Kreisläufe des Werbens, Verliebens, Übereinanderherfallens und sich hernach wieder Entliebens allesamt durchlaufen habe, steht niemals auf so sicheren Beinen, wie die Zuneigung einem Menschen gegenüber, dessen Paarungsverhalten ein Miteinander in dieser Hinsicht komplett ausschließt.

Die Schwulenbar ist nun der erste Arbeitsplatz, an dem ich die langersehnte, entsexualisierte Arbeitsumgebung für mich endlich verwirklicht sehe. Es mag paradox erscheinen, zumal ich ich tagtäglich mit einem Jargon zu tun habe, der anderen die Schamesröte ins Gesicht treibt. Mir bereitet es keinerlei Schwierigkeiten die gängigsten schwulen Praktiken zu benennen und ich kann über derbe, schlüpfrige Scherze, die bestimmt nicht der üblichen Auffassung von weiblichem Humor entsprechen, herzlich lachen. Meine Argumentation mag auch insofern unstimmig klingen, als ich doch Dinge erlebe, wie etwa als einzige Frau, abgesehen von der Tunte im Fummel, die sich nervös, weil völlig deplatziert zwischen all den Kerlen im Muskelshirt, an mich hielt, bei einer live Pornoshow anwesend zu sein.
Wäre es eine heterosexuelle Darbietung gewesen, ich wäre schockiert geflüchtet. Dabei habe ich keine Probleme mit dem Sekretaustausch zwischen erwachsenen Personen, wer was mit wem macht interessiert mich, außer bei eigener Beteiligung, allerdings überhaupt nicht. In den vergangenen Monaten habe ich gelernt, so manches diskret zu übersehen. Wobei natürlich in jedem Nachtlokal, unter dem enthemmenden Einfluss von Alkohol, das triebgesteuerte Tier hervorgekehrt wird - es handelt sich keinesfalls um ein Spezifikum eines durchwegs homosexuell besuchten Etablissements, dass zwei sich finden und aufs Klo verschwinden. Mein Verständnis von Perversion besagt, dass alles was aus beid- oder mehrseitigem freien Willen geschieht und ohne Zwang, wohl irgendwie seine Berechtigung hat und vermutlich normal ist. Im Grunde ist der körperliche Austausch großteils eine recht geschäftliche Angelegenheit, egal ob dafür bezahlt wird oder nicht, nur beim Frauenkörperausverkauf bin ich enorm misstrauisch. Von Ausnahmen abgesehen, fehlt mir dort nämlich der Aspekt der, nunja, Freiwilligkeit. (Zu Zeiten ganz besonders dringlicher Geldbeschaffungsversuche, war ich kurzfristig geneigt, für einen Escortservice zu telefonieren. Nun, ich weiß um den kostenpflichtigen Klang meiner Stimme. Mein Part wäre gewesen, mich am Telefon als die gebuchte Dame auszugeben um Männer hinzuhalten, bis Hotelzimmer und Dame frei waren. Das Salär, nach meinen bescheidenen Maßstäben, extraordinär, doch mein Gewissen sagte mir, es sei nicht rechtens die Prostitution der Frau zu fördern und ich möchte mit solchen Kreisen auch nichts zu tun haben.)

Doch halt, darauf wollte ich gar nicht hinaus! Vielmehr ging es mir darum: In der Schwulenbar bin ich unsichtbar. Ich stehe außerhalb des Systems. Man nimmt mich nur wahr, als das was ich bin – die Kellnerin – nicht potentielles Begattungsobjekt. Weil mich die Männer nicht haben wollen und die paar anwesenden lesbischen Frauen mich, wenn, dann ausschließlich menschlich interessieren, finde ich mich plötzlich in einer Beobachterrolle wieder, die mir völlig neue Perspektiven gewährt. Nie zuvor war es mir möglich, menschliches Verhalten so objektiv zu beurteilen. Vor meiner Theke läuft ein Lehrfilm über das Sozialverhalten der Menschheit ab.

Anfangs war es schwer zu begreifen, nicht Gegenstand des Interesses zu sein. Zwar bin ich sicherlich keine Frau, die den Massengeschmack trifft, die übermäßig mit weiblichen Reizen kokettiert, trotzdem war ich es gewohnt, zumindest seit ich das Geschlechterspiel in Ansätzen selbst beherrsche, ein paar eindeutige Reaktionen zu ernten. Mein Klientel hingegen schätzt mich als Servierkraft, manch einer vielleicht sogar als neutrale Gesprächspartnerin für barunübliche Themen, doch ansonsten bin ich Luft.

Einmal nicht mitmachen zu müssen oder bedacht zu werden im ewigen Auf und Ab der Sehnsüchte ist ungemein erholsam, die Betrachtungen, die sich mir bieten sind ernüchternd. Ausgerechnet an einem Ort wo meine eigenen Vorlieben garantiert unbeachtet bleiben, fällt mir zum ersten Mal auf, wie extrem man aufs bevorzugte Geschlecht fixiert ist, wie sehr sich das vermeintlich selbstbestimmte Tun und Handeln doch am umworbenen Gegenüber orientiert. Was sind wir nicht alle für Poser, Selbstdarsteller und Leibeigene unserer Triebe?! Manchmal wünsch ich mir, die Evolution wär bei der Zellteilung stehengeblieben.

privataudienz

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der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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