Mittwoch, 13. Juni 2007

the f-word

Ich leide unter dem selben Gendefekt, wie rund 51% der Weltbevölkerung auch. Chromosomenanomalie xx.

Ich lebe glücklicherweise in einer sehr aufgeschlossenen Gesellschaft, wo man es nicht mehr für nötig hält, mich hinter der Burka zu verbergen, im Gegenteil, je freizügiger und tiefdecolletierter ich meine Stigmata zur Schau stelle, desto eher scheint gewährleistet, dass ich eines Tages den Sachwalter fürs Leben finde (Wird auch höchste Zeit, würde meine Großmutter sagen, denn es kann nicht sein, dass ich, den Zenit der gebärfreudigsten Zeit bald überschritten, noch immer unbemannt bin. So versucht sie also, wann immer sie meiner habhaft wird, mich in die Kreise zu bringen, mit denen sie selbst gern verkehrt hätte).

Zum Glück darf mich hierzulande alleine auf offener Straße bewegen, von offizieller Seite aus ist es mir sogar gestattet Hosen zu tragen, intern wird jedoch bemängelt, dass ich der Männerwelt so selten das Vergnügen gönne, mir auf die Beine zu glotzen. Ich darf alleine Geschäfte abwickeln, mit fremden Menschen reden, dabei sogar lachen, ohne sofort als Schande für die Familie zu gelten. Selbst wählen darf ich, zwischen mehreren Übeln.

Nach klassischer Definition gelte ich weder als körperlich noch geistig behindert, was selten jemanden davon abhält, mich dennoch so zu behandeln. Ich bin nämlich, um es politisch korrekt auszudrücken, ein Mensch mit Migränehintergrund. Eine vom schwachen Geschlecht. Frau.

Noch dazu ein besonders tragischer Fall - Eine von denen, die nicht so sein wollen, wie sie sein sollen, obwohl man sie dafür belächelt, wie sie sind.

Im Laufe meines Lebens habe ich mich bisher grob geschätzte 9.030 Mal vollständig eigenständig an- und entkleidet, inklusive Schuhbänder binden. Ich bin so dreist zu behaupten, ich sei mit den Techniken der Körperbedeckung, abgesehen von einigen schauderhaften modischen Fehlgriffen, bestens vertraut, dennoch fühlt sich ständig jemand bemüßigt, mir in den Mantel zu helfen.

Mein geringer Wuchs und der naturgegebene Dackelblick wecken männliche Beschützerinstinkte, man zündet meine Zigaretten an, öffnet mir Türen, bezahlt mein Abendessen, behütet und bewahrt mich vor allem Unbill, um mein empfindsames Gemüt zu schonen. Man findet mich drollig, wie ein dressiertes Äffchen, will mir ständig übers Köpfchen streicheln und wundert sich, wenn ich beiße - Gentlemangehabe ist mir nämlich zuwider.

Natürlich weiß ich um meinen Liebreiz und schätze die mannigfaltigen Versuche meine Gunst zu erlangen. Auch weiß ich, wie unendlich mitleiderregend ich wirke, wenn ich mit der Anmut und Grazie einer Gazelle nach dem dritten Schlaganfall vorm Supermarktregal hochhopse um die letzte Dose Thunfisch zu erhaschen.

Trotzdem lege ich Wert darauf, als Mensch auf selber Augenhöhe betrachtet zu werden, nicht als niedlicher Aufputz, den man am Patschhändchen hinterherschleift und bei jeder Gelegenheit bevatert.

340 Tage im Jahr (Diese Zahl ergibt sich insbesondere daraus, dass bissige, rebellische Weibchen meist so rasch wie nur irgend möglich an der nächsten Raststation Sehnsucht ausgesetzt werden) komme ich nämlich mehr oder weniger wunderbar alleine zurecht.

Nicht nur, dass ich aufrecht gehen kann, auch des Sprechens bin ich mächtig, zuweilen lege ich dabei eine unerwartete Eloquenz an den Tag, die manche Männer ängstigt, selbst Wohungen ausmalen, Waschmaschinen anschließen, Glühbirnen wechseln oder Wochenendeinkäufe in den dritten Stock schleppen kann ich, ohne dass es männlicher Unterstützung bedarf. Schreckstarre Prinzenanwärter bewahre ich vor nähesuchenden Killerhunden, entzückenden Nagetieren und friedliebenden Spinnen. „Du bist der Mann in der Beziehung“ hyperventilieren sie dann und suchen Zuflucht bei einem weiblichen Wesen, das ordentlich schrill kreischen kann, wozu mich mein Stimmorgan leider nicht befähigt.

Ich bin mir allerdings zu schade dafür, mit Mädchentricks und kurzen Röckchen das verletzliche Weibchen zu mimen, um mir Zuneigung zu sichern und nur ja stolze, starke Männeregos nicht zu erschüttern. Um mein Frauenego hat sich auch noch nie jemand gekümmert:

Bahnhof. Lover will anstatt mich gleich den Koffer in Empfang nehmen. „Nein, nein, den trag ich schon selber.“ Jetzt gib halt her, der ist doch schwer!“ „Weiß ich, den hab ja ich so vollgepackt.“ Er will mir das Gepäckstück aus der Hand reissen. „Wie sieht denn das aus?!“ „Du meinst starker Mann lässt arme Frau schleppen?! Als ich ihn allein zum Zug trug, fand das auch keiner unpassend.“ „Gib her!“ „Seltsam, den Koffer willst du mir unbedingt abnehmen, den Müll darf ich aber alleine rausbringen.“

Der Arbeitskollege: „Diese eine Tour, wo wir neunzehn Stunden unterwegs sind, die ist eigentlich nichts für Frauen!“ „Weshalb?“ „Na, das ist doch total anstrengend.“ „Für Männer ist die nicht anstrengend?“ „Doch.“ „Warum sollte es für Frauen anstrengender sein, als für Männer, neunzehn Stunden auf den Beinen zu sein? Ich mach exakt diesselbe Arbeit wie du, hast du den Eindruck ich könnte das nicht?“ „Naja, du schon.“ „Dir ist aber klar, dass ich auch eine Frau bin?“

Der Gast „Dieser Job, das ist doch nichts für eine so zierliche Frau!“ „Wieso, mach ich was falsch? Wirke ich irgendwie überfordert?“ „Äh, nein, ich mein nur...“

privataudienz

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der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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