ich habe es wirklich versucht, immer und immer wieder. ich hab sie kalt probiert und zimmerwarm, pur, unter einer dicken senfschicht oder zwischen zwei brothälften verborgen, sogar kren/meerrettich hab ich darauf verteilt, damit die schärfe meine nase von diesem schrecklichen geruch ablenkt. doch ich schaffe es nicht. ich kann beim besten willen keine sülze essen.
erworben hab ich sie nur aus höflichkeit. samstags, am markt. weil die bäuerin mich käse verkosten lies und frisches brot und schinken und mir ein stück kuchen schenkte, weil ich doch so ein netter junger mann bin. jawohl, genau das hat sie gesagt. ich wollt ihr die illusion nicht nehmen, hab ein wenig mit ihr geschäkert und sülze gekauft, verwirrt wie ich war.
nun liegt also sülze im kühlschrank und riecht wie katzenfutter und sieht aus wie katzenfutter in scheiben und schmeckt wie katzenfutter, zumindest wie katzenfutter in meiner fantasie schmeckt.
ich kann gummibären essen oder geleeüberzug bei obsttorten, ohne mich zu ekeln, eigentlich empfinde ich sogar genuss dabei - aber gelatine mit fleisch darin ist noch zu nah am
ausgangsprodukt. und sieht zudem unleugbar aus wie gestocktes katzenfutter - die
dekadente variante - das genießerschälchen oder der aromaversiegelte frischebeutel mit zarten leckerbissen, herzhaftem ragout in sauce.
obwohl ich nur ganz wenige katzen leiden kann und mir schon gar keine halte, befinde ich mich in besitz eines irdenen futterschälchens. nur zu besonderen anlässen wird es hervorgeholt. wenn ich, was selten vorkommt, gäste in meine bescheidene kemenate lade. dann werden nämlich alle register gezogen und es wird aufgetischt, als gelte es ein ganzes bataillon abzufüttern.
sobald alle faul und träge auf dem sofa lungern, stöhnend und ächzend und satt, dann wird dessert gereicht, kekse und knabbereien. es bereitet mir ein stilles vergnügen, zu sehen, wie sich die wohlig grinsenden, fettriefenden mäuler zu angewiderten fratzen verzerren, wenn der letzte keks, der letzte krümel aus der schale fortgenommen und somit der schriftzug "whiskas" freigelegt wird, sich die schale als futternapf entpuppt.
dies eine wort, an dem noch nie ein tier geleckt hat, dies eine gutgespülte schüsselchen, aus dem nie etwas anderes als backwaren offeriert wurde, genügt vollkommen um bei den anwesenden ekelige assoziationen zu erregen, so als hätt ich eben offenbart, mein rindsgulasch sei in wahrheit aus der katzenfutterdose.
gut, gut, im grunde und ehrlich gesagt, hab ich das erst ein einziges mal ausprobiert
(an einem menschen der viel gewohnt ist), aus neugierde, aber seit ich die sülze mit zu mir genommen hab und mich schrecklich davor ekle, denk ich ständig daran, dass das damals eigentlich gar nicht nett war.
interessant allerdings schon...