diary queen
Ich leide unter dem selben Gendefekt, wie rund 51% der Weltbevölkerung auch. Chromosomenanomalie xx.
Ich lebe glücklicherweise in einer sehr aufgeschlossenen Gesellschaft, wo man es nicht mehr für nötig hält, mich hinter der Burka zu verbergen, im Gegenteil, je freizügiger und tiefdecolletierter ich meine Stigmata zur Schau stelle, desto eher scheint gewährleistet, dass ich eines Tages den Sachwalter fürs Leben finde (Wird auch höchste Zeit, würde meine Großmutter sagen, denn es kann nicht sein, dass ich, den Zenit der gebärfreudigsten Zeit bald überschritten, noch immer unbemannt bin. So versucht sie also, wann immer sie meiner habhaft wird, mich in die Kreise zu bringen, mit denen sie selbst gern verkehrt hätte).
Zum Glück darf mich hierzulande alleine auf offener Straße bewegen, von offizieller Seite aus ist es mir sogar gestattet Hosen zu tragen, intern wird jedoch bemängelt, dass ich der Männerwelt so selten das Vergnügen gönne, mir auf die Beine zu glotzen. Ich darf alleine Geschäfte abwickeln, mit fremden Menschen reden, dabei sogar lachen, ohne sofort als Schande für die Familie zu gelten. Selbst wählen darf ich, zwischen mehreren Übeln.
Nach klassischer Definition gelte ich weder als körperlich noch geistig behindert, was selten jemanden davon abhält, mich dennoch so zu behandeln. Ich bin nämlich, um es politisch korrekt auszudrücken, ein Mensch mit Migränehintergrund. Eine vom schwachen Geschlecht. Frau.
Noch dazu ein besonders tragischer Fall - Eine von denen, die nicht so sein wollen, wie sie sein sollen, obwohl man sie dafür belächelt, wie sie sind.
Im Laufe meines Lebens habe ich mich bisher grob geschätzte 9.030 Mal vollständig eigenständig an- und entkleidet, inklusive Schuhbänder binden. Ich bin so dreist zu behaupten, ich sei mit den Techniken der Körperbedeckung, abgesehen von einigen schauderhaften modischen Fehlgriffen, bestens vertraut, dennoch fühlt sich ständig jemand bemüßigt, mir in den Mantel zu helfen.
Mein geringer Wuchs und der naturgegebene Dackelblick wecken männliche Beschützerinstinkte, man zündet meine Zigaretten an, öffnet mir Türen, bezahlt mein Abendessen, behütet und bewahrt mich vor allem Unbill, um mein empfindsames Gemüt zu schonen. Man findet mich drollig, wie ein dressiertes Äffchen, will mir ständig übers Köpfchen streicheln und wundert sich, wenn ich beiße - Gentlemangehabe ist mir nämlich zuwider.
Natürlich weiß ich um meinen Liebreiz und schätze die mannigfaltigen Versuche meine Gunst zu erlangen. Auch weiß ich, wie unendlich mitleiderregend ich wirke, wenn ich mit der Anmut und Grazie einer Gazelle nach dem dritten Schlaganfall vorm Supermarktregal hochhopse um die letzte Dose Thunfisch zu erhaschen.
Trotzdem lege ich Wert darauf, als Mensch auf selber Augenhöhe betrachtet zu werden, nicht als niedlicher Aufputz, den man am Patschhändchen hinterherschleift und bei jeder Gelegenheit bevatert.
340 Tage im Jahr (Diese Zahl ergibt sich insbesondere daraus, dass bissige, rebellische Weibchen meist so rasch wie nur irgend möglich an der nächsten Raststation Sehnsucht ausgesetzt werden) komme ich nämlich mehr oder weniger wunderbar alleine zurecht.
Nicht nur, dass ich aufrecht gehen kann, auch des Sprechens bin ich mächtig, zuweilen lege ich dabei eine unerwartete Eloquenz an den Tag, die manche Männer ängstigt, selbst Wohungen ausmalen, Waschmaschinen anschließen, Glühbirnen wechseln oder Wochenendeinkäufe in den dritten Stock schleppen kann ich, ohne dass es männlicher Unterstützung bedarf. Schreckstarre Prinzenanwärter bewahre ich vor nähesuchenden Killerhunden, entzückenden Nagetieren und friedliebenden Spinnen. „Du bist der Mann in der Beziehung“ hyperventilieren sie dann und suchen Zuflucht bei einem weiblichen Wesen, das ordentlich schrill kreischen kann, wozu mich mein Stimmorgan leider nicht befähigt.
Ich bin mir allerdings zu schade dafür, mit Mädchentricks und kurzen Röckchen das verletzliche Weibchen zu mimen, um mir Zuneigung zu sichern und nur ja stolze, starke Männeregos nicht zu erschüttern. Um mein Frauenego hat sich auch noch nie jemand gekümmert:
Bahnhof. Lover will anstatt mich gleich den Koffer in Empfang nehmen. „Nein, nein, den trag ich schon selber.“ Jetzt gib halt her, der ist doch schwer!“ „Weiß ich, den hab ja ich so vollgepackt.“ Er will mir das Gepäckstück aus der Hand reissen. „Wie sieht denn das aus?!“ „Du meinst starker Mann lässt arme Frau schleppen?! Als ich ihn allein zum Zug trug, fand das auch keiner unpassend.“ „Gib her!“ „Seltsam, den Koffer willst du mir unbedingt abnehmen, den Müll darf ich aber alleine rausbringen.“
Der Arbeitskollege: „Diese eine Tour, wo wir neunzehn Stunden unterwegs sind, die ist eigentlich nichts für Frauen!“ „Weshalb?“ „Na, das ist doch total anstrengend.“ „Für Männer ist die nicht anstrengend?“ „Doch.“ „Warum sollte es für Frauen anstrengender sein, als für Männer, neunzehn Stunden auf den Beinen zu sein? Ich mach exakt diesselbe Arbeit wie du, hast du den Eindruck ich könnte das nicht?“ „Naja, du schon.“ „Dir ist aber klar, dass ich auch eine Frau bin?“
Der Gast „Dieser Job, das ist doch nichts für eine so zierliche Frau!“ „Wieso, mach ich was falsch? Wirke ich irgendwie überfordert?“ „Äh, nein, ich mein nur...“
Für gewöhnlich sind Ohrwürmer lästig, doch harmlos, Advent-Tinnitus ist glücklicherweise zeitlich begrenzt, Osterlieder sind gottlob noch nicht erfunden. Einige Stücke spielt das Kopfradio besonders gerne, auch ohne äußeren Anreiz. Die Titelmelodie der Schlümpfe etwa oder beethovensches Dadadadaaa. Und wann immer ich nicht so genau weiß, was ich eigentlich gerade tun wollte, rotiert, als Übersprungshandlung quasi, ein ganz bestimmter Song am geistigen Plattenteller:
Isn't it awfully nice to have a penis?
Isn't it frightfully good to have a dong?
It's swell to have a stiffy.
It's divine to own a dick,
From the tiniest little tadger
To the world's biggest prick.
So, three cheers for your Willy or John Thomas.
Hooray for your one-eyed trouser snake,
Your piece of pork, your wife's best friend,
Your Percy, or your cock.
You can wrap it up in ribbons.
You can slip it in your sock,
But don't take it out in public,
Or they will stick you in the dock,
And you won't come back.
Warum ich ausgerechnet eine Lobpreisung des männlichen Genitals trällere, wenn mir der Sinn nach Zerstreuung steht? Chronischer Beischlafmangel, spätjuveniler Übermut, Wasweißich. Typisch, würden meine Freunde, die Psychologen vermutlich sagen, ganz klarer Fall: Penisneid natürlich. Apropos…
Als Kind, ich war wohl fünf oder sechs, da hatte ich des Nächtens manchmal einen recht feuchten Traum: Ich stehe im Garten und muss dringend für kleine Mädchen, also zieh ich meine Hose auf Kniehöhe herab, doch anstatt mich in Pinkelhocke zu begeben, fasse ich mir zwischen die Beine, forme aus dem Nichts einen Penis, so lang und dick wie mein kleiner Finger vielleicht, dann pisse ich gegen die Ribiselsträucher, dass es nur so pritschelt.
Rote Ribisel sind ja, neben Hortensien, die Pflanzen, die ich am allerwenigsten leiden kann, nur gegen Thujen hege ich womöglich eine noch größere Aversion. Wie dem auch sei, ich fand eben im Schlaf eine Möglichkeit mich an den Stauden zu rächen, deren Früchte mir sauren Saft und Mutters Kuchen bescherten.
Penise hatte ich, obgleich noch jung an Jahren, schon einige gesehen. Die meiner Brüder und den des Nachbarbuben, der gern zum Doktorspielen auf Hausbesuch vorbeikam. Vielleicht hat auch Neid mitgespielt, daran kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Wohl weiß ich noch, dass das stete Prickeln im Unterleib der Empfindung, die mit einer gut gefüllten Blase einhergeht, ähnelte. Ich bestaunte den Wurmfortsatz, der anderen Kindern zwischen den Beinen baumelte und mutmaßte, mein Bauchgefühl käme daher, weil ich selbst nichts anzugreifen hatte. Ich vermochte mir nicht vorzustellen, wozu diese Dinger taugen sollten, ausser um damit im Stehen und wesentlich zielsicherer als ich es konnte, zu pinkeln. Das war nun allerdings keine Fähigkeit auf deren Erwerb ich großen Wert legte.
Auch ging die urinale Phase vorüber, als ich zufällig entdeckte, dass sich das Gefühl, welches meine Traumbilder begleitete, ebenfalls einstellte, wenn ich mir die Unterhose, anstatt sie aufzusetzten, wofür sich meine kleinen Brüder damals offensichtlich sehr begeistern konnten, einfach stramm nach oben zog. Ein einschneidendes Erlebnis.
Jahre vergingen, der Orden der Ritter der Unterhose, stars and stripes im Banner, hatte sich wieder aufgelöst und auch ich fand nur mehr selten Gefallen daran, mir Baumwolle ans Beinfleisch zu pressen. Trotzdem war eine Faszination geblieben, für etwas, das ich nicht in Worte, nicht mit Händen fassen konnte und das mit dem Niemandsland zwischen meinen Schenkeln zu tun hatte.
Zum zehnten Geburtstag hatten die Eltern mir, nichts Anstößiges ahnend, ein Buch geschenkt, von Ungeheuern aller Art war darin die Rede. In diesem Büchlein fand sich ein unscharfes Schwarz-Weiß-Bild einer Androidenfrau. Der Anblick polierter Stahlbrüste bescherte mir meine erste bewusst sexuelle Phantasie. Diffus noch, doch war ich aufgeregt wie nie.
Also instruierte ich sämtliche Volksschulkollegen dahingehend, mehr von dem Stoff zu besorgen: Ich wurde Rädelsführerin eines Kinderpornorings. Wir plünderten Altpapiercontainer und elterliche Nachtkästchen auf der Suche nach brauchbarem Bildmaterial. In den Mädchen fand ich willige Gefolgsleute, die Jungen jedoch zögerten, die hielten Star Trek und Walkie Talkies für weitaus interessanter. Das Ungleichgewicht der Geschlechter spiegelte sich nicht nur in der Bande wieder, auch die Fotos, feinsäuberlich ausgeschnitten und in Pappkartons unterm Bett, gleich neben dem Tagebuch, aufbewahrt, zeigten fast ausschließlich weibliche Motive. Spärlich bekleidete Männer gab es ja kaum irgendwo zu sehen, die gänzlich nackten waren praktisch nicht aufzutreiben und dementsprechend teuer. Siebzehn komplett faserfreie Frauen, möglichst nicht aus Autozubehörprospekten, der schlechten Papierqualität wegen, kostete ein gut erhaltener Männerakt damals, Anfang der Neunziger. Der Tauschhandel florierte, es ließ sich damit nebenbei auch meine umfangreiche Sammlung von Pferdeaufklebern finanzieren. An die wirklich harte Ware kamen wir aber erst heran, als des Messners Tochter einen Stapel Pornozeitschriften aus der Tonne hinter der Kirche fischte.
Was wir da sahen, hatte nur wenig gemein mit dem, was wir, Ken auf Barbie, nachgestellt hatten. Das also war Sex. Wir flüchteten in die heile Welt der Stickeralben und mieden eine zeitlang die Blicke unserer perversen Eltern.
Ich hatte dennoch drei Hefte vor dem heiligen Zorn der Messnersfrau gerettet und daheim unter der Matratze verborgen. Kaum dass sich mein anfängliches Entsetzen gelegt hatte, blätterte ich mit hochrotem Kopf, ausgestattet nur mit einer Taschenlampe, im Schutz der Bettdecke in den eindeutigen Fachmagazinen. Nie zuvor hatte sich mir die menschliche Anatomie so offen dargestellt. Nun endlich waren die letzten Mysterien enthüllt: wozu dieses faltige, schlauchförmige Gebilde, das aus Männern wächst, noch im Stande war und wie mein „das da unten“, das ich seit nunmehr dreizehn Jahren besaß, eigentlich aussah.
Der langen Rede kurzer Sinn: schlussendlich kam mir, noch lang bevor mir auch die physiologische Unschuld, in bester, urchristlicher Tradition unterm Apfelbaum verloren ging, die Idee, doch forschende Hand an mich selbst zu legen.
Was ich da fand, versetzte mich in verzücktes Erstaunen: Ein leibeigenes Home-Entertainment-Center! Einmal mit der Bedienung vertraut, möchte ich nicht mehr darauf verzichten. Vielleicht sollte ich besser, frei nach Monty Pythons, frohlocken: Isn`t it awfully nice to have a clitoris!? Denn: Es kommt nicht auf die Größe an.
Grundsätzlich versuche ich mich strikt an die Regel: Don`t fuck the company! zu halten. Auch ist mir nichts mehr zuwider, als zweideutiges Geplänkel am Arbeitsplatz. Meine Libido wird morgens, spätestens nach dem Zähneputzen, weggeschlossen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Wenngleich ich mich selbst gut im Griff habe, mich stets sehr zugeknöpft gebe (denn schließlich liegen meine persönlichen Stärken nicht nur im Brustumfang) und meinen privaten Hang zu Zoten und derben Späßen dort lasse, wo er hingehört, so gilt umgekehrt die Ablehnung aller, selbst nur pseudosexuell motivierter, privater Handlungen am Arbeitsplatz leider nicht für mein gesamtes Umfeld.
Es gab schon immer Kollegen, die mein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach größtmöglicher Individualdistanz zu unterwandern suchten, aber wer es wagt mir an den, zugegeben recht adretten, Hintern zu fassen, kann damit rechnen, bösartig angefaucht oder, bei Vorhandensein von Öffentlichkeit, umgehend rückbegrapscht zu werden. Das können die nähesuchenden Grobmotoriker nämlich interessanterweise gar nicht leiden. Noch weniger mögen sie es allerdings „Pupperl“ oder „Prinzessin“ genannt zu werden. Doch auch hier bin ich der Ansicht: gleiches Recht für alle.
Die Verkettung tragischer Umstände und dummer Zufälle bringt es mit sich, dass ich bereits seit geraumer Zeit in der Gastronomie mein Wasser und Brot verdiene. Dort habe ich es einerseits immer wieder mit allerhand urtümlichen Herren des Schöpfers, alles mehr Beta- denn Alphamännchen zu tun, die sich jedoch durch konsequentes Ignorieren ihrer verbalen oder physischen Fehlgriffe in die Schranken weisen lassen, notfalls hilft ein freundliches, aber bestimmtes : „Wenn du das nochmal machst, werf ich dich vor den Zug!“, andererseits muss ich mich mit ganz anderen Kalibern herumzuschlagen, nur metaphorisch, leider. Denn der Gast ist König. Königen wirft man keine vollen Teller ins Gesicht.
Es ist nun beileibe nicht so, dass jeder Gast ein notorischer Grapscher und potentieller Triebtäter wäre. Der Großteil der Mannheit hat sich ganz gut unter Kontrolle. Doch quer durch alle Altersgruppen und Bildungsschichten finden sich immer wieder einige Exemplare, an denen die menschliche Domestikation anscheinend spurlos vorüberging oder die glauben mit den zehn Cent Trinkgeld gleich die ganze Kellnerin gekauft zu haben.
Ein gewisses Maß an weiblicher Koketterie und Charme gehört zwar einerseits zum Spiel - If you want to run a successful cafe, you have to hire the prettiest waitress - dennoch bedeutet meine Freundlichkeit nicht automatisch „ficken!“. Bei einigen Männern ähneln die Ergebnisse, die ihr zwischenmenschliche Übersetzungsprogramm ausspuckt, in ihrer Aussagekraft der Speisekarte des Chinesen ums Eck. Lost in Translation.
Aus Rücksicht auf mein Angestelltenverhältnis habe ich mir bislang immer verkniffen, geifernde, Anzüglichkeiten wispernde Anzugtypen lautstark zur Rede zu stellen „Was soll der Scheiß? Erwarten sie, dass ich mir jetzt brünstig die Kleider vom Leib reiße und stöhne: Ja, Baby, lass uns aufs Klo verschwinden und uns das Hirn rausvögeln?“ (Wobei mich die Reaktionen darauf durchaus interessieren würden).
Ein simples „sexistisches Arschloch“ zeigt selten die gewünschte Wirkung. Zumeist geht dann, sofern der derart Titulierte in Gesellschaft speist, ein Raunen durch die Runde. „Das is sicher ne Lesbe.“ oder „Blöde Zicke“ sind die Worte, mit denen der Abgewiesene seine arg angeschlagene Männlichkeit wiederherzustellen versucht. Es handelt sich ohnehin um vergebliche Liebesmüh einen Menschen, der sich nicht zu benehmen weiß, durch agressive Worte disziplinieren zu wollen.
Für viel effektiver halte ich in einigen Fällen die unterschwellige Erniedrigung: „Sie sind mir intellektuell keinesfalls gewachsen und sie schauen auch nicht so gut aus, als dass ich darüber hinwegsehen könnte“. Dabei empfiehlt es sich gewinnend zu lächeln, hüftschwingend das Feld zu räumen und die Botschaft wirken zu lassen.
Im Praxistest erwies sich jedoch die charmante Abfuhr als die Geeignetste. Ein Klassiker aus dem Arbeitsalltag: „Haben sie noch einen Wunsch?“ „Ja, dich!“... sabber, sabber, schenkelklopf ob des eigenen grandiosen Humors... „Tut mir leid, ich bin unverkäufliche Dekoration, aber sie können gerne noch einen Cappuccino haben...“ Den ekelhaften alten Typen, der mir Sonntag morgens unbedingt ein Gespräch über Sexualpraktiken aufdrängen wollte und mich andauernd fragte, ob ich denn das Wichtigste (höhö) des Tages (sabber, sabber) schon hinter mich gebracht hätte, lies mein ausgeprägt unschuldig katholischer Blick und der Zusatz: „Ach, sie meinen die Sonntagsmesse?!“ verstummen.
In Notfällen bleibt aber oftmals keine andere Wahl, als zu den Waffen einer Frau zu greifen. Stilettos zum Beispiel. Viele große, starke Brüder zu haben ist ebenfalls nicht von Nachteil...
Als ob es nicht unrecht genug wäre, dass ich weniger verdiene als meine männlichen Arbeitskollegen, nein, vom allmonatlichen Unkostenbeitrag kommt auch noch ein beträchtlicher Teil der Friseurinnung zugute. Denn, obwohl mein akkurat gescheiteltes, penibel festgegeltes Haupthaar, das mir den Beinamen Lord Helmchen einhandelte, keine fünf Zentimeter misst und die sorgsam gezwirbelten Koteletten das Kopfkonstrukt eindeutig als Männerhaarschnitt ausweisen, bezahle ich trotzdem für einen Damenschnitt. Da Brustbesitzerin, nützt mir alles Beschweren und der Verweis auf meinen Oberlippenflaum nichts. Selbst als ich, in anarchisch geprägten Pubertätswirren, die vormals wallende Mähne opferte, um fortan die fürwahr klassischste aller Damenfrisuren, den drei Millimeter Maschinenhaarschnitt, spazieren zu tragen, war die böse Friseuse nicht gewillt auch nur einen Schilling nachzulassen (Schließlich fand sich allerdings ein Coiffeur, dem ich dreist ins Gesicht log, es wäre seine Mitarbeiterin gewesen, die mir eine Rasur zum Damenpreis verpasste, was der nun auch nicht gerecht fand und mir Sonderkonditionen einräumte).
Die Tatsache, dass ich keine langen Haare an mir lasse, treibt teils absurde Blüten. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie viele Bierkisten bisher auf meine sexuelle Orientierung verwettet wurden.
"Lange Haare sind der Frauen Zier.“ hör ich oft (andererseits wird mir auch ständig gesagt: „Jetzt zier dich nicht so.“) und es geht die Mär, es läge in den Genen, dass mann rapunzelschen Haarwuchs für weiblich und attraktiv hält. Sollte unser aller gegengeschlechtliches Interesse tatsächlich nur auf urzeitliche Schönheitsideale anspringen, müsste ich im Umkehrschluss auf faule Zähne, abgefrorene Gliedmaßen und verfilzte, verlauste Zotteln stehen, in Wirklichkeit finde ich all das eher unerotisch. Wenn denn die Theorie ein Körnchen Wahrheit enthielte, dann hätte es damals wohl ungefähr folgendermaßen aussehen müssen: Die Steinzeitmännchen ließen sich regelmäßig das milbenverseuchte Brust- und Kopfhaar im höhleneigenen Beautysalon trimmen, während die Weibchen, die in voller Haartracht vermutlich aussahen wie ein ungekämmter Vetter Itt, was praktischerweise das Verschleiern unnötig machte, daheim hinterm Lagerfeuer der Dinge harrten oder haarten, je nach dem. Wie sonst ließe sich erklären, dass ich kurzhaarige Männer bevorzuge, obwohl ich selber Gene habe, eine ganze Menge sogar. Und wären der Theorie zufolge dann nicht ziemlich ungepflegte Dreadlocks die Zierde einer Frau?
Wie auch immer, an vielen Menschen, selbst männlichen, gefallen mir lange Haare eigentlich ausgesprochen gut. Oft jedoch nur die Haare. Tolle Frisur, aber die Visage dazu sieht Scheiße aus! (Dieses Phänomen tritt natürlich auch bei Kurzhaartägern auf. Umgekehrt kann die Kombination liebreizendes Antlitz, potthäßliche Frisur vorkommen.) Üppige Kopfbedeckung steht mir einfach nicht gut zu Gesicht. Kaum dass die vorsichtshalber gelgeplättete Naturwelle über die Ohrläppchen ragt, haftet meinen Zügen etwas engelsgleiches an, in barock allerdings. Meine langhaarbedingte Pausbäckigkeit lässt sich chemisch sogar noch intensivieren. Lockiges Wasserstoffblond musste deshalb umgehend streichholzkurzem Schwarz weichen, nicht zuletzt weil es scheint, als würden die emitierten Peroxide bei einigen Männern irgendwelche anstandsregelnden Synapsen blockieren. Nun bleibe ich endlich unangetastet, wenngleich mich seither der Nimbus der vermeintlichen, strengen Kampflesbe umgibt, das wagt sich aber ohnehin niemand auszusprechen, aus Angst ich könnte meine Peitsche auspacken. Kleider täuschen Leute, Frisuren ebenso.
Die Ästhetik (mir schwebt da die optische Verschmelzung von Betty Page, Betty Boop und Annie Lennox vor) gebot mein Haar zu regulieren, doch nicht nur der Kopfschmuck bereitet oftmals Unannehmlichkeiten kosmetischer, gleichwie sozialer Natur.
Gegen Bärte zum Beispiel habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden, sofern sie nicht älter als fünf Tage sind, doch die gemeine Rotzbremse etwa kratzt mich nicht, das weiß ich zu verhindern. Nur gut gestutzte Barthaare dürfen an meinen rosigen Wangen scheuern, nebenbei bemerkt ungleich effektiver und spaßiger als jedes Gesichtspeeling, aber was da seit einiger Zeit aus meinem eigenen Kinn sprießt, wird womöglich noch ein ausgewachsener Damenbart. Hinz und Kunz und Borste nenn ich, was ich in meinem Gesicht nicht dulde und regelmäßig rupfe.
Noch wesentlich mehr stört mich meine Beinwolle, obwohl ich sie besser verstecken könnte. Die Rodung samt Stumpf und Stiel verläuft hier nicht immer komplikationsfrei. Eine experimentelle Heißwachsbehandlung per Teelicht erwies sich als völlig nutzlos. Mit dieser Form der Haarentfernung habe ich mich nicht mehr weiter beschäftigt, auch Epilation kommt nicht in Frage - Schon beim Abziehen eines Heftpflasters bin ich der Ohnmacht nahe. Uns Rasierklingennutzerinnen erkennt man ganz leicht an der typischen, vertikal verlaufenden Narbe an mindestens einem Unterschenkel. Ich nehme das enorme Risiko eines Tages unter der Dusche zu verbluten gerne auf mich, denn wann immer ich erste Stoppel ertaste, sehe ich es wieder vor mir, dieses abstoßende Bild: die Frau im Bus, deren Rocksaum hochrutschte und man nicht unterscheiden konnte was nun Fellstiefel und was Eigenhaar war. Das mich an dieser Stelle überwältigende Ekelgefühl lässt mich ebenfalls an der Das liegt alles in den Genen – Theorie zweifeln.
Mäßig bewachsene Männerbeine dagegen stören mich nicht im Geringsten. Bei Brustpelz wiederum bin ich weniger tolerant, sowohl bei mir selbst als auch bei möglichen Paarungspartnern und allen anderen. Meine Abneigung gegen Haarwuchs am Oberkörper geht so weit, dass ich sämtliche Filme in den Robin Williams mitspielt, boykottiere. Allein aus dem, was aus seinem Rücken wächst, ließen sich siebzehn Echthaarperücken basteln, mindestens. Auch hab ich einzig deshalb meine erste Führerscheinprüfung nicht bestanden, weil der Fahrlehrer, dessen Schnurrbart ansatzlos in krause Brust- und Rückenlocken überging, Hemden trug, die, da stets halbgeöffnet, freie Sicht auf wild wuchernde Haarigkeit boten, was mich auf zwanghaftes nach links schauen konditionierte, doch der Radfahrer kam justament von rechts.
Es wachsen den Leuten ja an den unmöglichsten Stellen Haare. Besonders im Sommer, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel endgültig zu einem Monstrositätenkabinett der unverhüllten körperlichen Auswüchse und ungehemmten Ausdünstungen verkommen, wird jede zweite Haltestange oder Griffschlaufe Schauplatz wahrer Achselhaardramen und Affenarmtragödien. Ay Caramba! Mit meinen drei teuflischen Haaren und dem leichten Bartschatten bin ich also noch glimpflich davongekommen. Dieser hartnäckigen Plage rücke ich mit der Pinzette zu Leibe, denn die andernorts altbewährte Enthaarungscreme, behutsam auf Kinn und Oberlippe aufgetragen, zeigte unschöne Nebenwirkungen - in solchem Falle besser behaupten, man litte unter Neurodermitis, als zuzugeben, dass man zu blöd ist zur Störhaarentfernung.
Oh tempora, oh mores, was bin ich froh, dass die batikgeschürzten long haired, freaky people langsam aussterben oder konservativ werden. Zurück zur Natur mag löblich sein, trotzdem gehört Wildwuchs zumindest verborgen, selbst dem großflächigen Problembereich Bikinizone ließe sich mit dem richtigen Werkzeug doch beikommen.
An dieser Stelle gestatte ich mir allerdings eine Ausnahme, ich zähle nicht zu den Totalkahlschlaganhängern, dafür bin ich noch nicht pornografiegeschädigt genug. Ein Rest darf bleiben. Schließlich bin ich stolz darauf nicht mehr auszusehen wie neun!
Dass meine Hausärztin vermutlich heimlich an Medikamentencocktails nippt, hätte mir bereits auffallen können, als sie meinte, mit meinem Blutdruck wär sie schon längst tot. Nun, 70 zu 40 ist wahrhaftig knapp vorm Kreislaufstillstand, aber ich hätte mir aufbauende Worte erhofft, eine Tasse starken Kaffees oder irgendwelche Tabletten die man keinesfalls unter solchen oder anderen Umständen mit Alkohol mischen darf, stattdessen empfahl sie mir Bewegung. Zumindest ist somit medizinisch belegt, was viele ohnehin vermuteten: „Du bist schon a bissl schwindlig!". Beim nächsten Besuch, postlokale Migräne oder ein vergleichbares Gebrechen, lies mich siech darniederliegen, erteilte sie mir allerdings den zweifelsfrei bedenklichsten Ratschlag meiner bisherigen Krankengeschichte: „Kriegen sie Kinder, das erdet." Ich wechselte sofort den Arzt.
Eines vielleicht vorweg, entgegen anders lautender Gerüchte: Ich fresse keine kleinen Kinder! Ehrlich! Ich ignoriere sie einfach.
Auch ich hab mal klein angefangen und mich trotz meiner Erziehung prächtig entwickelt. Bei all meiner Pracht und Schönheit, die Vorstellung mich zu vermehren finde ich dennoch beängstigend. Perfiderweise bin ich der Einschleusung von Fremd-DNS keineswegs abgeneigt, ganz gewiss nicht, doch bin ich nicht bereit etwaige Konsequenzen auszutragen. Kinder? Nicht in meinem Bauch! Ich habe mir vorgenommen meinen Ast des Stammbaumes mit mir absterben zu lassen. In dem Genpool kann man nur untergehen. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn ich meine Neurosen duplizierte.
Trotzdem war auch ich bereits in der Verlegenheit mir einen Schwangerschaftsstreifen zulegen zu müssen. Gewissheit gibt es schon ab 7, 99 Euro. Zum Glück hab ich den Test nicht bestanden. Allerdings stellte sich mir die Frage, warum die Teile so durchdesignt sind, wenn alles was diese futuristischen Fieberthermometer mir sagen sollen, schlichtweg lautet: Schwanger oder nicht? Als ob es einen Unterschied machen würde: "Scheiße, ich bin zwar schwanger, aber dieser trendy Teststreifenhalter den ich gerade in meinen Morgenurin tunkte, ist wirklich todschick."
Hobbypsychologin die ich bin, vermute ich, dass meine abnorme Abneigung meiner naturgegebenen Bestimmung Folge zu leisten, vorallem daher rührt, dass ich zu früh im Leben schwer traumatisierenden Erlebnissen ausgesetzt war. Ich durchlebete eine harte und belehrungsreiche Kindheit und Landjugend. In Ermangelung eines Farbfernsehers war ich gezwungen mich anderweitig zu beschäftigen. Meine Nachmittage verbrachte ich deshalb damit, in frisch zerteilten Schweinenhälften herumzustochern, zu rein wissenschaftlichen Zwecken versteht sich, oder aber das Wunder der Geburt aus nächster Nähe mitzuerleben. Wann immer eine Nachbarskuh in den Presswehen lag, war ich zur Stelle, um angewidert, wenngleich fasziniert, zu beobachten, wie sich ein Kalb den Weg ins Freie bahnte. Einmal durfte ich sogar selbst Hand anlegen. Es war zwar rührend mitanzusehen, wie das Neugeborene mich für seine Mutter hielt, als ich es trockenrieb und mit Kälberstarter, des Bauern Pendant zur Hipp-Folgemilch, aufpäppelte, doch die zuvor gewonnene Erfahrung, bis zum Schultergelenk in einem warmen, schleimigen Kuhhinterteil zu stecken, hat mir die potentiellen Freuden der Mutterschaft gründlich verleidet.
Meine Freizeitgestaltung beschränkte sich von nun an wieder auf das Lesen in Eingeweiden oder Horrorbüchern.
Vielleicht hätte ich mein Geburtstrauma überwinden können, wenn ich zu allem Überfluss nicht noch bei Großmuttern Species und Alien I-XIV, in Farbe, gesehen hätte, doch seither schauderts mich bei dem Gedanken neues Leben in mir heranwachsen zu fühlen. Ich bin doch kein Wirtstier, dass im günstigsten Falle Bandwürmer, womöglich aber noch viel schlimmeres heranzüchtet. Mich ekelt es vor allen parasitären Lebensformen.
Kinder sind ja das Paradebeispiel des Schmarotzers. Ich spreche aus jahrelanger Erfahrung. Erst kam ein harmloses „Mama", das noch wahre Begeisterungsstürme nach sich zog, danach stellte ich sofort die Frage : „Kannst du mir etwas Geld borgen?", diesmal ohne Beifall.
Neuerdings komm ich jedoch nicht mehr umhin, mich mit anderer Leute Expansionsplänen zu befassen. Rund um mich bricht der Kinderwahn aus. „Wenn du mal etwas Abstand und Zeit für dich brauchst, dann wirf das Kind doch einfach in die Babyklappe. Binnen vier Wochen kann man`s anonym zurückfordern." sag ich gern, um mir das gebärfreudige Volk vom Leib zu halten, denn Kinderwunsch ist hochgradig ansteckend.
Sympathiepunkte sammle ich bei werdenden und werden wollenden Müttern allerdings keine. Erstere erkennt man Gott sei dank sofort und kann seuchenbekämpfende Maßnahmen, die Flucht nämlich, einleiten, letztere bedürfen der besonderen Vorsicht. Vergangene Woche noch Schwestern im Geiste, erkranken sie über Nacht an hochinfektiösem fiebrigem Kinderwagenvoyeurismus. Ohne professionelle Hilfe beginnen diese Frauen schließlich, alle Kleinkinder, selbst die, die nach gängigen Schönheitsidealen und Höflichkeitsformeln, bestenfalls als häßlich durchgehen, niedlich zu finden. Dann sind sie unrettbar verloren.
Natürlich könnte ich mich in die Ruhe und Abgeschiedenheit meiner kinderfeindlichen Wohnung zurückziehen um mich an meinen unverbrauchten Tischkanten zu erfreuen, könnte mir Zigarretten am Herd anzünden oder nach Herzenslust Putzmittel in Limonadeflaschen abfüllen und ein Leben in Unsicherheit genießen, doch ich habe eine Mission zu erfüllen!: Die völlige Desillusionierung.
„Kinderkriegen ist eine Modeerscheinung, aber schon mal dran gedacht dass man die nicht im Schrank lassen darf, selbst wenn sie wieder out sind? Ein Kind ist mehr als ein Accessoire, dass dich ankotzt und das man nicht umtauschen kann." möchte ich denen entgegnen, die bis vor kurzem nichts anderes im Sinn hatten, als einen möglichst flachen Bauch. Und den Freiluftfütterfetischistinnen würd ich gern sagen: "Lasst euren Busen zuhause!" Mir hängen schon an jeder Bushaltestelle genügend blanke Brüste entgegen. Die auf den Palmersplakaten können von mir aus bleiben, aber nicht die die mir aus der Umstandsmode von Bekannten und Unbekannten entgegenquellen. Ungefähr ab hier kann ich wieder nur an Kühe denken. Ich will nicht an die Zusatzfunktionen meines Körpers erinnert werden! Ich will mich auch nicht über Bananenbreirezepte und richtige Stilltechnik austauschen. Die einzigen Fragen die ich mich diesbezüglich interessieren sind, ob man die angeblich so schadstoffhältige Muttermilch eigentlich zu Silvester zum Bleigießen verwenden kann oder wie man verhindert, dass die Firma Zotter eines Tages Muttermilchschokolade auf den Markt wirft.
Selbstverständlich denke auch ich manchmal, dass es schön wäre und meinem Naturell entspräche, ein willenloses Wesen ganz nach meinen Gutdünken zu formen und ihm lebenslanges schlechtes Gewissen einzubleuen: "Unter Schmerzen hab ich dich geboren. Zweiundsiebzig Stunden lag ich in den Wehen und so dankst du es mir?!" , doch sollte ich eines Tages wirklich ein Kind wollen, dann kauf ich mir halt eines. Man gönnt sich ja sonst nichts. (Männerhandel spielt sich leider fast ausschließlich im Hochpreissegment der Leistungssportler ab, doch Frauen, Kinder und Organe gibt`s an jeder Straßenecke zu moderaten Preisen. Wenn ich mir`s leisten könnte, hätt ich aber doch lieber meinen eigenen Fußballer.)
Meine Nichte ist übrigens selbstgemacht und noch ganz frisch. Richtig niedlich ist die. Nun, Gremlins sind auf den ersten Blick auch niedlich. Nur nicht so gelb wie meine Nichte, aber das soll in dem Alter bei Babies normal sein. Wie die herzig gluckst und lächelt. Hach, und ich könnt schwören sie hat meine Augen.
Ich leide unter so ausgeprägten sexuellen Mangelerscheinungen, ich könnte ohne weiteres am Sozialamt einen Antrag auf Notstandshilfe stellen. Dabei würde ich, wenn es nur nach mir ginge, völlig auf Schwangerschaftsanbahnungsgymnastik verzichten, meine Eierstöcke sind voraussichtlich bis zum Jahr 2070 an die Bank verpfändet, Prinzen sind rar gesät (außerdem, von ein bisschen reiten und Bogen schießen abgesehen, doch recht verantwortungslos. Wenn, dann will ich einen König!) und die meisten Frösche küssen derartig schlecht, dass ich sie ohne Bedauern gegen die Wand werfe. Ich bräuchte höchstens eine Heizdecke hin und wieder, Schokokekse, (pärchenfreie) Abende mit Freunden und mich selbst für`s Lebensglück. Wenn da nicht diese verfluchten Hormone wären. Die schlimmste biologische Waffe, die der Menschheit zur Verfügung steht. Ich bin eine Sklavin meiner Triebe. Ich bin eine tickende Hormonbombe, ein wandelnder Castor-Transport, ich kann jederzeit hormonell entgleisen.
Es hatte so vielversprechend angefangen: Eine fehlbesetzte Sehnsucht. Hektoliterweise Tränen, fasten und kasteien und hoffen und bangen und dann nach Ablauf der Trauerzeit dahinter kommen, dass man von Männern doch nur Augenringe und Falten kriegt. Sexuell befreit, allerhöchstens in Ausnahmefällen auf Mädchenhandarbeiten angewiesen, war ich bereit für ein neues Leben mit mir und ganz ohne diesen fürchterlich kräftezehrenden Aufwand den die Brunft beschert. Der Zölibat, ein Quell reiner Vernunft! Nur unbefleckte Gedanken, keine die Sicht trübenden rosa Wolken und störender Romantik-Klimbim, stattdessen ein spontan aufgetretenes Faible für sackartige Gewänder und Gartenarbeit. Eine stoische Ruhe und Gelassenheit ergriff Besitz von mir.
„Das ist wie wenn man jemandem, der vierzig Jahre in der Wüste gelebt hat, eine Flasche Mineralwasser schenkt.“ sagte mein liebster Freund, als er fälschlicherweise annahm, ich wäre doch der Fleischeslust wieder anheim gefallen (Wahrscheinlich habe ich, durch meinen nun ja unbeeinträchtigt sprudelnden Erkenntnisfluss abgelenkt, selig gelächelt. Ein Schelm, dass der Böses dabei dachte!). Danach konnte ich eine zeitlang beim Anblick eines Mannes ausschließlich an Getränkeflaschen denken. Still, prickelnd, mit Geschmack, hauptsächlich aber Leergebinde. Den körperlichen Entzug schon längst überstanden und bis dato ohne Wehmut abstinent, wankte ich plötzlich mit östrogenverschleiertem Tunnelblick durchs Leben, genauer gesagt durch Supermärkte. Kaum irgendwo sonst lässt sich auf den ersten, wie beiläufigen, Blick sowohl Geschmackssicherheit als auch Familienstand einer Person so zuverlässig abschätzen. Was hätte ich dafür gegeben, wenn mir, zwischen Bierpaletten, Wein im Doppelliter oder Tetrapack, Fruchtsäften und Coladosen, eine stattliche SingleMaltflasche zugezwinkert hätte?! „Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen!“ hätte ich gesagt, oder: „Lass mich dein Pfandrückgabeautomat sein.“
Und siehe: der Pfad der Tugend auf dem ich wandelte, ward fortan von Verlockungen gesäumt. Die Wege meiner Biologie schienen mir unergründlich. Schlussendlich hat sich dann doch einer erbarmt und diesem Treiben ein Ende gesetzt und ich habe mich allen besseren Wissens zum Trotz natürlich wieder verliebt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Sex ohne Liebe?! Gott verhüte!
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich endlich ehrlich zu mir selbst sein müssen! - Das Epizentrum meines Handelns ist ganz bestimmt nicht mein unerschütterlicher Glaube an die wahre, reine Liebe. Es sind nicht primär die sekundären Geschlechtsmerkmale, die mich zu einer Gefahr für die Männer und Freundinnen dieser Welt werden lassen, nur leider bin völlig außerstande meinen Hormonhaushalt zu führen und zu bändigen. Ich bin eine Dr. Jekyll und Miss Hyde. Meine Versuche Liebeskummer in Alkohol zu lösen missglückten. Eine fatale Mischung, zumal die Experimente unter starkem Östrogeneinfluss stattfanden (Die Halbwertszeit eines wiederbelebten Östrogenspiegels beträgt geschätzte 14 Tage) Seither verliere ich in unregelmäßigen Abständen die Kontrolle über mich. Drei Bier, ein schlecht eingestellter Hormonstatus, dahin sind all die guten Vorsätze, Trieb obsiegt Vernunft, Gewissen und Moral, alle Schamhaftigkeit fällt ab von mir. Kurz und weniger blumig formuliert: Ich bin eine Schlampe. Streng genommen.
Die durchschnittliche Dauer meiner Beziehungen übersteigt selten die 8-Stunden Grenze. Ich hab bedeutend mehr Kerben in Bettpfosten geritzt, als Herzen in Baumstämme geschnitzt. Einmal wieder an ein Leben außerhalb des Zölibats gewöhnt, hab ich plötzlich Spaß an Dingen, die mir nur in den kühnsten (allerdings recht häufigen) Träumen erschienen und zeige wesentlich mehr Eigeninitiative als ein Fahrradschlauch beim Aufpumpen. Einzig die Sorge um meine Leberwerte vermag das Tier in mir großteils in Schach zu halten. Womöglich hat das auch mit den Mondphasen zu tun. Die Intervalle in denen sich die Metamorphose vollzieht, werden allerdings kürzer. Ich habe angefangen mir die Augenbrauen zu zupfen. Damit ich sie besser sehen kann, die Jünglinge, die in mein Beuteschema fallen. Ich bin halt auch nur ein Triebtäter.
Miss Hyde gewinnt die Oberhand. Ich fange an sie zu mögen. Aus purem Jux und Raserei, einer Prise Selbstverliebtheit und ein kleinwenig Boshaftigkeit, kann es durchaus passieren, dass sie Männerbastionen stürmt und dem einen oder anderen ein „Na, wie war ich?“ an den blutleeren Kopf knallt. Und ja: ich erwarte mir, nur ein Röcheln zu ernten. Denn bevor mein Taschentuchverschleiß jemals wieder die Rodung ganzer Regenwälder zu verantworten hat, leiste ich lieber Entwicklungshilfe. Prinzen haben's bekanntlich mehr mit Jungfrauen, aber einigen Fröschen werd ich wenigstens das Küssen schon noch beibringen!
Zur Beruhigung all derer die kein Blut sehen können, ich werde nicht von diesem Tag vor über zehn Jahren erzählen, an dem ich zum allerersten Mal möglichst unauffällig durch die Hygieneartikelabteilung des Drogeriemarktes schlich und, von der Vielfalt an cellophanierter Zellulose überwältigt, zwischen den frisch gewischten Regalgängen und Gitterkörben voller Sonderangebote, eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte: Reißleine oder Windelvorstufe. Ich werde auch nicht davon sprechen, welche irritierten Blicke frau erntet, wenn sie kalkweiß-anämisch aus dem Bad wankt, sich unter Bauchkrämpfen windet und dann vor versammelter Runder erklärt: „Wenn das so weitergeht, bin ich bald kosher!.“ Ich werde nicht anmerken, dass ich es befremdlich finde, wenn Frauen verstohlen kleine, weiße Röllchen unter der Hand weiterreichen, als ob es illegale Ware wäre. In dem Zusammenhang verzichte ich auch darauf, den Abend zu erwähnen, als meine infarktnahe Oma, selbst wohl aufgewachsen mit gehäkelten Schlüpfereinlagen, eine achtlos auf der Toilette liegen gelassene Plastikhülle für den sicheren Beweis meiner vermuteten Drogensucht hielt und sich erst beruhigte, als ich ihr den tatsächlichen Verwendungszweck anhand eines noch originalverpackten Tampons schematisch demonstrierte. Und darüber, dass viele Männer dazu neigen, Kritik von Seiten einer Frau mit einem wegwerfenden „Die hat wohl ihre Tage“ abzutun, lasse ich mich erst recht nicht aus.
Nein, ich meine den 17. September 2005, den Tag an dem ich den Entschluss fasste, fortan als Frau zu leben. Strikt biologisch gesehen war ich das selbstverständlich schon immer, erst halt Mädchen und dann irgendwann mal junge Frau. Damals, als ich noch klein war, weil ich flache Schuhe trug, war ich jedoch schrecklich naiv. Ich dachte allen Ernstes, es käme auf sowas wie innere Werte an. Erst eingehendes Studium von Aufklärungsbroschüren für Frauen, die zu meinem Glück bei jedem Friseur und in Arztpraxen aufliegen, machte mir klar - wer Produkt sein will, muss auf die Verpackung achten. Egal ob im T-Shirt, auf dem "Sexbombe" draufsteht auch Sexbombe drinsteckt, nur die Präsentation zählt.
Was mich wirklich dazu brachte, darüber nachzudenken, ob ich mich nicht vielleicht auf völlig unwichtige Balzkriterien, wie Intelligenz und Selbsständigkeit verließ, anstatt ordnungsgemäß in meiner Geschlechtsrolle aufzugehen, war allerdings etwas anderes: ich kenne niemanden, abgesehen von mir selbst, der regelmäßig von ausgewachsenen Personen gefragt wurde: "Waren sie schon immer eine Frau?" Und was tat ich in dem Falle? Goss Öl ins Feuer und behauptete ich sei halt transsexuell schwul oder sagte keck: "Wollen sie mal meine Brusthaare sehen?".
Zu einer Zeit als ich tatsächlich glaubte, dass meine Meinung mehr Gewicht hätte als mein Busen und ich überzeugt davon war, meine Vorzüge ohnehin zu betonen, raunten mir wohlmeinende Stimmen von allen Seiten zu: "Jetzt mach halt was aus dir!", "Steh zu deiner Weiblichkeit!", " Lass dir die Haare wachsen.", " Gib dich nicht immer so burschikos." Und sie hatten recht!. Schluss mit den Männerstrategien! Wenn sie dich als ihresgleichen betrachten, reden sie ganz vernünftig mit dir, aber verdammt, ich will nicht immer nur reden! Deshalb hab ich mir an jenem zukunftsweisenden 17. September High Heels gekauft und Hausarbeit nur mehr auf Stöckeln verrichtet (um mich auf meine neue Rolle einzustimmen, stilecht im klassischen Haushaltskittel). Zwei Tage und einen zerkratzten Parkettboden später war ich reif für meinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit. Was hatte ich anfangs noch mit meiner Höhenangst zu kämpfen, aber die Aussicht entschädigte mich allemal.
Nicht nur mein Gang, auch ich selbst habe mich verändert. Die Flegeljahre sind vorbei! Ich entdecke meine feminine Ader. Camouflage trage ich nur mehr wenn's IN ist. Beim Anblick von Kinderwägen verliere ich beinah schon automatisch die Fähigkeit mehr als "dada" zu brabbeln und verzieh den Mund zu einer, hoffentlich, freudigen Grimasse - vorerst muss ich mich noch ein bisschen dazu zwingen, Mutterinstinkte verspür ich leider beim besten Willen noch nicht. Ich erzähle keine makaberen Witze mehr, zum einen weil Männer witzige Frauen nur sexy finden, so lange sie ihnen nicht die Show stehlen, zum anderen geziehmt es sich einfach nicht. Ich knurre keinesfalls mehr bösartig: "Ich bin nicht süß, süß ist eine Geschmacksrichtung!" sondern reagiere mit einem abgeschwächten: "Wenn, dann bin ich zartbitter oder edelherb!", falls sich mal einer traut mir den Kopf zu tätscheln und meint: "Eigentlich bist du ja eh eine ganz Süße.", so eine 180 Grat-Wanderung funktioniert eben nicht von heute auf morgen. Ich trag ja auch noch mein neuerstandenes Make-up im Armeebeutel aus alten Tagen herum und einen Seitenschneider im Handtäschchen zu haben, so unweiblich es auch sein mag, ist wirklich praktisch.
Die wundersame Wandlung zum Weibchen verläuft bedächtig aber unaufhaltsam. Ich werde von Tag zu Tag besser. Gern denk ich zurück an den Moment, als ich erstmals, unter getuschtem Wimperngeklimpere, dem Polizisten am Autofenster nicht "Einen Big Mac und Pommes, bitte." entgegnete, sondern säuselte: "Ach, ich bin bestimmt nicht schneller gefahren als 50!" und damit davonkam, obwohl's natürlich gelogen war.
In der Eingewöhnungsphase habe ich mich noch hin und wieder gefragt, ob mit mir etwas nicht stimmt, ob mir Sabber aus den Mundwinkeln trieft, ich ein Bein hinterher schleife oder so ungustiös anzusehen bin, dass mann mir anstandshalber lieber in den Ausschnitt starrt, als direkt ins Gesicht - als bester Kumpel war ich solche Blicke nicht gewohnt. Aber jetzt bin ich HOT CHICK und statt meines rotzigen Charmes finden endlich alle Männer meinen Hintern toll!
Ich praktiziere Monogamie in ihrer Reinform. Ich bin Single.
Den Abfluss verstopfen meine eigenen Haare, wo die Zahnpastatube steht ist völlig egal, die Klobrille bleibt unten, morgens stört mich nur mein Mundgeruch und für Urlaub hab ich keine Zeit. Rücksicht nehm ich wenn, dann nur auf mich selbst. Ich kann tun oder lassen was mir gerade in den Sinn kommt: achtzig Stunden die Woche arbeiten, Bergungsarbeiten im Katastrophengebiet Wohnung auf ein andermal verschieben, tagelang das selbe Lied hören, fortgehen und heimkommen wann oder bleiben bei wem ich will, schauerlich falsch singen, ohne dass es mir peinlich wäre. Es gibt niemanden der mich schlaftrunken angrunzt, wenn früh um halb vier mein Wecker läutet, keinen der sich beschwert, dass es schon seit Tagen nur Reis mit Sauerkraut und Kernöl zu essen gibt, kein männliches Wesen vor dem ich meine extrem unerotischen, zerschlissenen Lieblingsunterhosen verstecken müsste. Ich brauch mir keine Jahrestage merken, zu Weihnachten keine Freude über grauenhafte Parfums oder Teddybären heucheln und mich nicht mit Reproduktionsfragen befassen. Was anderer Leute Mütter von mir denken kümmert mich nicht. Meine Orgasmen sind nie vorgetäuscht. Wenn ich es wollte, ich bräuchte mir nicht die Beine rasieren, könnte an einem Abend siebzehn verschiedene Männer küssen oder einfach mal für einen Monat untertauchen.
Single sein kann ich gut. Single sein ist toll! Und so unproblematisch!
Trotzdem saß ich kürzlich im Traum bei Edith Klinger, der Wegbereiterin, ja Urmutter, aller Kuppelshows auf der Bank. "Als nächstes haben wir ein ganz, ein ganz ein liebes schwarzes Katzerl. Die Mietzi. Das arme Viecherl haben wir in einem Hinterhof aufgelesen. Wie kann ein Mensch nur so grausam sein und so ein unschuldiges Tier einfach aussetzen??" Ich hab gefaucht und sie in die Hand gebissen. "Ja, ein bisserl scheu ist sie halt noch. Und Kinder mag sie keine. Aber sonst ist sie ganz eine Brave. Ich bitte sie liebe Zuseher, bitte, bitte geben sie ihrem Herzen einen Ruck und geben sie dem Katzerl ein liebevolles Zuhause!"
Doch nicht nur im Alptraum, auch im Freundeskreis gelte ich als schwer vermittelbar. Und das schon Mitte zwanzig. Ich sei zu wählerisch und kompliziert, heißt es. Dabei wäre ich durchaus willens mich mit jemandem zu teilen. In Wahrheit bin ich mir schon lange keine Herausforderung mehr.
Im Arbeitsleben bleiben mir noch einige Jahre, nur krieg ich langsam Streß für den Frischfleischmarkt untauglich zu werden. Wobei ich nicht unbedingt Schwerkraft und Gesichtserosion fürchte, sondern vielmehr die Tatsache, dass Langzeitalleinlebende im Laufe der Zeit egomanische Wesenszüge und Schrullen entwickeln, die den Rest der bindungswilligen und zwischenmenschlich noch kompetenten Welt abschrecken.
Um nicht zu enden wie im Film, der seit einiger Zeit vor meinem horrorszenariengeschulten inneren Auge abläuft (Ich seh mich als ältere, alleinstehende Dame, mit dauergewellter Föhnfrisur in altweiberblau und stützbestrumpften Storchenbeinen, im Kaffeehaus sitzen, mit knorrigen Fingern, auf denen überdimensional geschmacklose Ringe stecken, pro forma in der Tageszeitung blättern, während ich über den Rand meiner Lesebrille hinweg das anwesende Kaffeehausklientel kritisch beäuge, zwischenzeitlich, mit abgespreiztem Finger, Tee aus einer dünnwandigen Porzellantasse schlürfe, nicht ohne dem pinguinesken Oberkellner, der mich mangels erheirateten Titels nicht mit Fraudoktor oder Frauoberstudienrat begrüsst, was mir angesichts der Tatsache, dass all die anderen in die Jahre gekommenen Damen im Raum, die ihre räudigen Schoßhündchen mit der ranzig schmeckenden Torte aus der Glasvitrine mästen und die wie ich anschließend zum Friedhof pilgern werden um die dort ausgehängten aktuellen Todesanzeigen angemessen betroffen zu studieren oder aber eine Kerze für den viel zu früh verblichenen Herrn Doktor/Oberstudienrat zu entzünden um danach im Park Tauben zu füttern, solcherart willkommen geheissen werden, was mir sauer aufstösst, aber dagegen habe ich ja Tabletten in meiner Handtasche, die ich immerzu umklammert halte und auf offener Straße durch hektisches Regenschirmgefuchtle vor potentiellen Taschendieben, vornehmlich ausländischer Herkunft, zu schützen trachte, mit pikierter Stimme darauf hinzuweisen, dass das Teewasser lauwarm sei.) heißt das erklärte Ziel ab sofort: längerfristige soziale Interaktion mit ein und dem selben, konträrgeschlechtlichen Menschen.
Ich habe das Zusammensein bereits an Haustieren geübt und kläglich versagt. Detailiertere Ausführung könnte mir den Vorwurf der Tierquälerei einhandeln und ließe die Edith, Gott hab sie selig, im Grabe rotiern, doch jedes Wesen, dass seine Bedürfnisse nicht unmissverständlich artikulieren kann, läuft Gefahr von mir nicht beachtet zu werden. Als Haustierhälterin bin ich völlig ungeeignet, also versuche ich meine Beziehungsfähigkeit an Lebewesen zu schulen, die keinen Verwesungsgeruch verströmen und kaufte, um mir Basiskenntnisse im Zusammenleben anzueignen, ohne grob fahrlässigen Schaden an Leib und Leben anzurichten, eine Pflanze. Der Gummibaum wirkt zwar unglücklich und wächst seit einem Jahr nicht mehr, aber er ist immer noch grün, das zweite, in der Ich-bin-also-doch-beziehungsfähig-Euphorie erstandene Gewächs jedoch macht mir Sorgen. Übrigens eine neu erlernte Gemütsregung. Zumindest der Plan ansich scheint also Früchte zu tragen.