der mensch, das schwein
sagte der benn, der mich mit seinen verstörenden worten schwer beeindruckte.
Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muss ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!
der mensch ist ein untier, würd ich sagen.
Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muss ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!
der mensch ist ein untier, würd ich sagen.
MoniqueChantalHuber - 7. Aug, 07:21
ConAlma - 7. Aug, 10:13
... wewegen das Schwein auch bei Benn fehl am Platz ist.
MoniqueChantalHuber - 8. Aug, 04:04
weswegen das schwein, besonders das weibliche, zum schimpfwort wurde, würd mich, nebenbei bemerkt, sehr interessieren.
walhalladada - 7. Aug, 14:11
Jeder Standpunkt ist unerträglich, aber gar keinen Standpunkt zu haben, das ist noch unerträglicher.
(Gottfried Benn)
(Gottfried Benn)
croco - 7. Aug, 15:16
Ich weiß nicht genau, ob das was mit Schwein zu tun hat.
Soweit ich weiß, hat Benn lange als Arzt in der Morgue, einem Leichenschauhaus, in Paris gearbeitet. Man wird dann schon ein bißchen wunderlich.
Soweit ich weiß, hat Benn lange als Arzt in der Morgue, einem Leichenschauhaus, in Paris gearbeitet. Man wird dann schon ein bißchen wunderlich.
MoniqueChantalHuber - 8. Aug, 04:37
das fand ich ja so faszinierend.
Titania Carthaga - 8. Aug, 13:44
Wer einmal Medizinern und ihren Witzchen gelauscht hat, weiß, woher das (auch bei Benn) kommt. Ich denke, die zwischengeschobene Distanz aus Gründen der Professionalität macht dieses nüchterne Beim-Namen-Nennen (hier: beschreiben) für Außenstehende so makaber.
MoniqueChantalHuber - 9. Aug, 03:59
das witzeln und spotten von menschen, die tagtäglich mit anderen menschen und deren krankheiten/leid/seelischen abgründen zu tun haben, die verdinglichung von patienten/gästen/kunden (ein phänomen, das ja nicht nur medizinisches personal betrifft) dient dem selbstschutz, der abgrenzung. professionell, nunja...
zu schnell wird aus dem morbiden schmäh, den man sich aneignet um manches leichter zu ertragen, aus dem galgenhumor, eine tatsächliche, menschen- und lebensfeindliche haltung. da kam mir im sanitätsdienst mal ein notarzt unter, der eine alte dame mit lungenembolie in den rettungswagen lud und dabei lautstark schimpfte: "wozu wir die fette alte noch ins krankenhaus bringen? die wird doch eh nimmer", ich hab ihr die hand gehalten und mit ihr gesprochen, obwohl sie allem anschein nach bewusstlos war. "haben sie keine angst, ich bleib bei ihnen und lass sie nicht mit dem idioten allein" hab ich geflüstert und sie hat meine hand gedrückt. unwillkürlich vielleicht, aber in solchen fällen hab ich keinerlei verständnis für verbitterte ärzte. das war meines erachtens nach kein morbider humor mehr, sondern schlichtweg bösartig. ist ein schmaler grat zwischen selbsterhaltender distanz und menschenverachtung.
"kleine aster" hab ich mit siebzehn zum ersten mal gelesen. ein schlüsseltext. in vielerlei hinsicht. nach all den dichterfürsten und alltagsbeschreibern waren das worte, die mich tief getroffen und angeregt haben. die umgekehrte perspektive vorallem.
zu schnell wird aus dem morbiden schmäh, den man sich aneignet um manches leichter zu ertragen, aus dem galgenhumor, eine tatsächliche, menschen- und lebensfeindliche haltung. da kam mir im sanitätsdienst mal ein notarzt unter, der eine alte dame mit lungenembolie in den rettungswagen lud und dabei lautstark schimpfte: "wozu wir die fette alte noch ins krankenhaus bringen? die wird doch eh nimmer", ich hab ihr die hand gehalten und mit ihr gesprochen, obwohl sie allem anschein nach bewusstlos war. "haben sie keine angst, ich bleib bei ihnen und lass sie nicht mit dem idioten allein" hab ich geflüstert und sie hat meine hand gedrückt. unwillkürlich vielleicht, aber in solchen fällen hab ich keinerlei verständnis für verbitterte ärzte. das war meines erachtens nach kein morbider humor mehr, sondern schlichtweg bösartig. ist ein schmaler grat zwischen selbsterhaltender distanz und menschenverachtung.
"kleine aster" hab ich mit siebzehn zum ersten mal gelesen. ein schlüsseltext. in vielerlei hinsicht. nach all den dichterfürsten und alltagsbeschreibern waren das worte, die mich tief getroffen und angeregt haben. die umgekehrte perspektive vorallem.
RAS - 7. Aug, 15:39
jeder der sich näher mit dem inneren des menschen beschäftigt weiss, der mensch ist garnicht genüg zu geringschätzen.
MoniqueChantalHuber - 8. Aug, 04:13
na, sie ham heut auch einen frohgemuten, optimistischen tag.
im allgemeinen und ganz generell ist mir die menschheit zuwider, im detail betrachtet allerdings dann (meistens) doch nicht.
im allgemeinen und ganz generell ist mir die menschheit zuwider, im detail betrachtet allerdings dann (meistens) doch nicht.
Au-lait - 7. Aug, 21:58
Zaster
Meins Herzens Kern: aus Alabaster,
für so etwas spar ich den Zaster.
Doch was kauft ich mir denn,
könnt ich dichten wie Benn,
blühte aus meinen Fingern die Aster?
Meins Herzens Kern: aus Alabaster,
für so etwas spar ich den Zaster.
Doch was kauft ich mir denn,
könnt ich dichten wie Benn,
blühte aus meinen Fingern die Aster?
Au-lait - 7. Aug, 22:00
Auf zig Schürfwunden kleben mir Pflaster,
bin trunken gestürzt beim Canasta -
es war wohl das Bier,
es vernebelte mir
alle Sinne - es war ein Desaster.
bin trunken gestürzt beim Canasta -
es war wohl das Bier,
es vernebelte mir
alle Sinne - es war ein Desaster.
Au-lait - 7. Aug, 22:00
Pardon, bin spontan in einen Limerickrausch gerutscht.
Au-lait - 7. Aug, 22:00
Könnte nebenan eigentlich mal wieder nen Limerickcontest ins Leben rufen.
MoniqueChantalHuber - 8. Aug, 04:02
solang es sich nur um einen limerickrausch handelt...
was diese wortverknüpfungsgattung betrifft, muss ich passen. ich kann nur in paar- oder kreuzreim denken, nicht derart durcheinander.
was diese wortverknüpfungsgattung betrifft, muss ich passen. ich kann nur in paar- oder kreuzreim denken, nicht derart durcheinander.
walhalladada - 7. Aug, 22:08
kein limerick :)
Wenn Schreiner schreinern, fallen Finger.
Wenn Schreiber schreiben, fällt ein Satz.
Wenn Schießer schießen, fallen Menschen.
Wenn Dichter dichten, fehlt ein Reim:
Ich meine den Gottfried Bennschen:
"Hirn, lernäischer Leim..."
Wenn Schreiber schreiben, fällt ein Satz.
Wenn Schießer schießen, fallen Menschen.
Wenn Dichter dichten, fehlt ein Reim:
Ich meine den Gottfried Bennschen:
"Hirn, lernäischer Leim..."
Titania Carthaga - 8. Aug, 13:42
Untier
Nein, ganz im Gegenteil. "Der Mensch ist ein schönes böses Tier." und den Verstand/Intellekt muss er nicht nur für "positives" gebrauchen. (Marquis de Sade)
MoniqueChantalHuber - 9. Aug, 04:26
"böse" ist im grunde eine vage definition, vom jeweiligen, kulturell bedingten, moralischen bezugssystem aus betrachtet. die begriffe "gut" und "böse", die entwicklung von moralvorstellungen und die bereitschaft zur missachtung derselben, sind der punkt in dem der mensch kein tier mehr ist, sag ich mal so vor mich hin. der gebrauch von messer, gabel, serviette und computer natürlich auch.
RAS - 8. Aug, 19:28
@hcthelga...wo istn die 'antworten' funktion geblieben, komm janz durchnander--
wollte mich nur anschliessen, so als ehedings+mensch - bin allerdings raissonable genug zu begreifen dass 'die menschheit' gegen 'einzelfälle' überzählig ist, und die vorherrschende tendenz somit klar.
benn liebe ich ja sehr, trotz/auch/gerade wg. der vielen mööööhöglichen hassenswerten abgründe (benn vs. die wupperfrau, man munkelt - oder ist es gar belegt? er habe eigenhändig das kind was sie von ihm trug abgetrieben, war ja immerhin seine profession...brrrrrrr) gibt da ein sehr nettes kleines buch über die beiden.
wollte mich nur anschliessen, so als ehedings+mensch - bin allerdings raissonable genug zu begreifen dass 'die menschheit' gegen 'einzelfälle' überzählig ist, und die vorherrschende tendenz somit klar.
benn liebe ich ja sehr, trotz/auch/gerade wg. der vielen mööööhöglichen hassenswerten abgründe (benn vs. die wupperfrau, man munkelt - oder ist es gar belegt? er habe eigenhändig das kind was sie von ihm trug abgetrieben, war ja immerhin seine profession...brrrrrrr) gibt da ein sehr nettes kleines buch über die beiden.
MoniqueChantalHuber - 9. Aug, 04:05
keine ahnung, wohin der antwortbutton (elende halbundganz-anglizismen immer) verschwand. hamse überlesen, wie ich sie kenn. oder sich nicht angemeldet.
bestes, allereinzigstes und hochverehrtes eheweib: dreiwettertaft-helga ruft man mich neuerdings - zusätzlich zum simplen helga oder heike (ein abgrenzungsmechanismus übrigens - mein arbeitspseudonym)
dass sie benn mögen, wurde von mir ganz dreist vermutet. ist ja eine eheanbahnungsgrundvoraussetzung.
bestes, allereinzigstes und hochverehrtes eheweib: dreiwettertaft-helga ruft man mich neuerdings - zusätzlich zum simplen helga oder heike (ein abgrenzungsmechanismus übrigens - mein arbeitspseudonym)
dass sie benn mögen, wurde von mir ganz dreist vermutet. ist ja eine eheanbahnungsgrundvoraussetzung.
blogger.de:f2v2 - 8. Aug, 22:20
Ich lernte sie als Perle kennen,
jetzt geht sie mit dem Benne pennen.
jetzt geht sie mit dem Benne pennen.
MoniqueChantalHuber - 9. Aug, 04:31
wolln sie mir denn unterstellen
ich hätte was mit dem gesellen?
ich hätte was mit dem gesellen?
walhalladada - 8. Aug, 22:31
zum dritten...
Nachtbriefkasten - 7. Jul, 17:24
"Der Kunde zur Gemüsefrau:
'Was lesen Sie da, meine Liebe? Ein Buch von Ernst Jünger?'
Die Gemüsefrau zum Kunden:
'Nein, ein Buch von Gottfried Benn. Jüngers kristallinische Luzidität ist mir etwas zu prätentiös. Benns zerebrale Magie gibt mir mehr.'"
[Erich Kästner, 1950]
"Der Kunde zur Gemüsefrau:
'Was lesen Sie da, meine Liebe? Ein Buch von Ernst Jünger?'
Die Gemüsefrau zum Kunden:
'Nein, ein Buch von Gottfried Benn. Jüngers kristallinische Luzidität ist mir etwas zu prätentiös. Benns zerebrale Magie gibt mir mehr.'"
[Erich Kästner, 1950]
MoniqueChantalHuber - 9. Aug, 04:44
man unterschätzt gemüsefrauen gern. klofrauen erst recht. celan hat mal eine rezitiert, oder doch kästner? bass erstaunt war ich jedenfalls.
RAS - 10. Aug, 02:59
der kästner issn guter, kein wunder, kommt ja von hier ummeecke. weil ich mich dessen nochmal bei wiki versichern wollte weiss ich jetzt auch das das nackiche kind auf der verwunschenen mauer nicht auf einen perversen toten hindeutet, sonden nur die villa eines kästneronkels samt museum ist - tja...schade eigentlich, die perversenvermutung gefiel mir irgendwie besser.
MoniqueChantalHuber - 11. Aug, 07:56
mauer? kind? hä? entschuldigung... wie bitte?
Humpty Dumpty sat on a wall,
Humpty Dumpty had a great fall;
All the King's horses and all the King's men,
Couldn't put Humpty together again.
kann ich da nur sagen
Humpty Dumpty sat on a wall,
Humpty Dumpty had a great fall;
All the King's horses and all the King's men,
Couldn't put Humpty together again.
kann ich da nur sagen
RAS - 8. Aug, 23:18
recht hat die gemüsefrau...
«Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, daß es keinerlei Sinn hat; daß aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht!»
cioran at night, cioran am tach, cioran immer.
«Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, daß es keinerlei Sinn hat; daß aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht!»
cioran at night, cioran am tach, cioran immer.
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