lehr- und wanderjahre

Freitag, 11. Mai 2007

me & the gaybar: die teuerste boxershort meines lebens

Den Satz „Und morgen arbeitet ihr alle in Unterhose“ hatte ich ignoriert. Welcher erwachsene Mensch kommt auf die bescheuerte Idee, sein Personal halbnackt zur Arbeit antreten zu lassen, sofern er nicht Betreiber eines Etablissements ist, dessen Spezialisierung in der partiellen oder vollständigen Enttextilisierung liegt?

So trat ich den Dienst also, nach meinem Ermessen, völlig korrekt gekleidet an, bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass ich mein Oberteil gegen ein zur Verfügung gestelltes, rosafarbenes Fransenshirt zu tauschen hätte. Dass mein neuer Chef eine Vorliebe für peinliche Verkleidungen hat, war mir zwar bekannt, auch wusste ich, dass er die gerne mittels seiner Mitarbeiter auslebt und ebendiese in lächerliche Kostümierungen steckt, doch damit hatte ich nicht gerechnet:

Die Kollegen allesamt in bereits erwähntem, pinken Indianershirt, eine Schallplatte schräg am Kopf montiert, eine andere als überdimensionaler Anhänger um den Hals baumelnd und bis auf die Boxershort hosenlos. Der Schwachsinn diente einzig dem Zweck, die Übertragung der Songcontestvorrausscheidung, einer kaum weniger peinlichen Angelegenheit übrigens, thematisch im Lokal fortzuführen. Das Kostüm ansich war wenig schmeichelhaft, aber durchaus tragbar, doch im Detail stellte es mich vor ein pikantes Problem.

Dessous sind definitiv nicht mein Fachgebiet. Was da auf meinem Wäscheständer trocknet, hat in erster Linie praktischen Nutzen und abschreckende Wirkung. Doch ausgerechnet heute packe ich eitler Geck mein Hinterteil in ein Wäschestück, dessen wesentlichstes Merkmal die Beschränkung auf`s Nötigste ist, damit sich nur ja keine unschönen Wülste abzeichnen unter der Jean.

Zwar wurde mir glaubhaft versichert, mein blanker Hintern würde mir einiges an Trinkgeld einbringen, zumal mir die Betreuung und Bewirtung der allwöchentlichen Damenrunde oblag, doch selbst wenn ich ansonsten bereit bin, für Geld durch Berge von fauligem Gemüseschlamm zu waten, regelmäßig um drei Uhr morgens aufzustehen und allerhand anderer unmenschlicher Dinge auf mich zu nehmen, das ging dann doch zu weit. Mein Po bleibt blickdichte Zone!

In meiner Verzweiflung blieb mir nichts anderes übrig, als telefonisch Rettung in Form von Unterwäsche anzufordern, um nicht für den Rest der Nacht im String herumzulaufen. Zwar erwog ich anfangs, das anwesende Publikum um Aushilfe zu bitten, doch bei näherer Betrachtung fand ich es sowohl unpassend, als auch unhygienisch, alle Anwesenden zu fragen, ob sie mir denn nicht für einige Stunden ihre Unterhose borgen könnten.

So also kommt es, dass ich mir heute eine frisch gewaschene Boxershort per Taxi liefern lies, dem Spott der hilfreichen, doch leider autolosen, Freundin und ihres Shortbesitzers ausgesetzt war (beide wurden gleich mitgeliefert, doch ehrlich, wenn mich um zehn Uhr abends ein ähnlicher Hilferuf erreicht hätte, ich hätt mir das Spektakel auch nicht entgehen lassen) demnächst wahrscheinlich unglaublich lächerliche Bilder von mir im Internet kursieren und ich um 50 Euro ärmer bin.

Es ist wohl verständlich, dass ich mich betrinken musste und mich ab jetzt seelisch auf den Striptease-Wettbewerb nächste Woche vorbereite - eine verpflichtende Teilnahme des Personals hatte ich bis heute ebenfalls nicht ernst genommen.

Donnerstag, 3. Mai 2007

how i got my knasttätowierungen

Schon bevor ich überhaupt als Jugendliche galt, hatte ich, dank Großmutters gesundem Schlaf und ihres Kabelanschlusses, eine beachtliche Anzahl jugendgefährdender Filme gesehen. Das beeindruckenste cineastische Machwerk für Menschen unter dreizehn, noch vor Emanuelle und Nightmare on Elmstreet, kam mir aber ausgerechnet im Religionsunterricht unter. Zu einer Zeit als die mitschülerische Landjugend noch keine anderen Drogen als Alkohol kannte, sah der Lehrplan vor, uns mittels „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ einen therapeutischen Schock zu verpassen, auf dass in Hinkunft keines der Schäfchen vom rechten Weg abkomme.

Als Spross einer Hippiefamilie lies mich die Junkieromantik der Christiane F. völlig kalt, schon aus Prinzip und Protest (so hab ich auch in späteren Jahren nichts geraucht, dass keinen industriellen Fertigungsprozess durchlief - dabei hatte ich als Kind den Geruch von Vaters Kräuterpfeife sehr gemocht und die winzigen Kerne, die abfielen, wenn er sich ein Chillum stopfte, gegessen... Gut, ich dachte auch lange, es sei Brauch unter Rauchern die Zigarrette in der Runde weiterzureichen).

Für den Rest der Klasse tat sich eine neue Welt auf, wobei die wirkliche Faszination gar nicht so sehr im Gebrauch bewusstseinsverändernder Substanzen lag, sondern vermutlich vielmehr darin, dass die Protagonisten des Filmes ein tatsächlich existentes Sexualleben führten, dass sich nicht auf vage Fantasien und die ungelenke Heimarbeit Vollpupertierender beschränkte.
Nach diesem Film war nichts mehr so wie zuvor. Plötzlich erweiterten sich die einstmals harmlosen Pausengespräche um die Komponente „Hast du schon mal...?“, wobei sowohl Sex als auch Drogen gemeint sein konnten - Im Grunde hatte uns die Doppelstunde moralischer Belehrung vermittelt, dass unter Zuhilfenahme von Zweiterem, Ersteres leichter zu erreichen sei.

Ich selbst litt damals wesentlich mehr unter meinem kleinen Coolnessproblem als am nicht vorhandenen Liebesleben. Nach Konsum des Drogendramas lies sich allerdings zumindest mein Image aufpolieren – enthielt der Lehrfilm doch eine ausführliche Anleitung zur Selbsttätowierung.

Kaum aus der staatlichen Wiege heimgekehrt in Mutters gebatikten Schoß, nahm ich Nadel und Zwirn zur Hand, ein Fässchen Tinte, eine Kerze und reichlich alkoholhältiges Deodorant um mir fachgerecht Farbstoff unter die Epidermis zu injizieren.

tatoo

So kommt es, dass meinen Unterarm seither ein undefinierbares Testtatoo und ein misslungener Pferdekopf zieren. Am Oberschenkel dagegen befindet sich ein arg verwackeltes Ding, dass aus meiner Perspektive zwar als Drudenfuß und somit als Hommage an meine heidnische Erziehung durchgeht, sich im Stand jedoch als schnödes Pentagramm erweist. Am rechten Knöchel prangen auf ewig die Initialen meiner Jugendliebe, denn ich hätte es reichlich kindisch gefunden, es den anderen Mädchen gleichzutun und den Namen des jeweils Angebeteten in Hefte und Bücher zu kritzeln, ich wollte immer schon was Fixes.

Zwar wird der gewöhnliche Betrachter ohnehin nur meines Armschmuckes ansichtig, der je nach Intensität des Blickes meist für Dreck oder Kugelschreibergekritzel gehalten wird, trotzdem hatte ich, entgegen aller Prognosen, nie das Bedürfnis die jugendlichen Überbleibsel entfernen zu lassen. Allein schon deshalb, weil sich ansonsten wohl nie Szenen ereignet hätten, wie diese:
Ein volltrunkener Penner starrt mir auf Elle und Speiche, seine schmutzigen Gesichtszüge sammeln sich zu einem wissenden Grinsen, er beugt sich verschwörerisch zu mir herüber und flüstert Vertrauen heischend: „Wo hast denn gesessen? Mir kannst du`s ja sagen.“

Donnerstag, 19. April 2007

me & the gaybar

ich habe ungezogene kinder oder hunde gesittet, gurkengläser befüllt, post ausgetragen, telefonisch spenden gekeilt, mein geld in spielhallen verdient und in supermärkten, habe musterzimmer geplant, austellungsräume dekoriert, werbetexte verfasst und geschäftsbriefe, war radiosprecherin, zugstewardess, speisewagenkellnerin, bin auf märkte gefahren um spielzeug, schaumrollen und im winter raketen unter`s volk zu bringen, hab pommes im freibad verkauft, blumengestecke gebunden, reitunterricht gegeben, am papier auch studiert, aber schwulenbar... das ist selbst für mich eine neue erfahrung.

Dienstag, 10. April 2007

lektionen, die das leben erteilt - I

einen ausgewachsenen übermüdungszustand erkennen sie daran, dass sie beschließen das bad aufzusuchen, statt der tür zum flur jedoch den kühlschrank öffnen und nach korrektur dieses irrtums mit socken duschen gehen.

privataudienz

Du bist nicht angemeldet.

der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

kundmachung

dieser weblog basiert im wesentlichen auf texten, fotos sowie illustrationen von MoniqueChantalHuber und alter egos. moralisch inakzeptable wortmeldungen, sofern sie nicht der feder ihrer majestät entspringen, werden mitsamt verfasser an den pranger gestellt, gevierteilt oder am scheiterhaufen verbrannt. die zensurgewalt von MCH bezieht sich jedoch bedauerlicherweise nur auf ungehörige kommentare innerhalb ihres hoheitsgebietes. und legasthenie ist lediglich ein schönheitsfehler.

korrespondenz

moniquechantalhuber yahoo.de

adel verpflichtet

Online seit 6244 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

lookin´ for a prince, horse or castle?