Samstag, 2. Januar 2010

aristocat





Was tut man, wenn der eine Hund katzenunverträglich ist und man dadurch im privaten Rahmen so manche Einschränkung erdulden muss, insbesondere da sich schon seit Jahren eine signifikante Häufung von Katzenhalterkontakten abzeichnet?

Selbst die eigene Familie entlädt einen fortwährend, unter Berufung auf den bekanntermaßen katzenscheuchenden Köter (des Höllenhundes angebliche Katzenunverträglichkeit konnte bis dato nicht geprüft werden, obwohl Grund zu der Annahme besteht, dass der Abgabegrund gelogen war, denn dieses elfenhafte Wesen, das nur übergangsweise bleiben sollte, weil ein Hund mehr auch schon wurscht ist, zeigt sich im Alltag als schwer bis nicht vermittelbar und fügt sich damit vortrefflich in die Familientradition ein), weitaus problematischer jedoch gestaltet sich die Aufrechterhaltung von zeitweiligen amourösen Verstrickungen.

Denn selbst der Sozialphobiker lebt nicht von DogsDrugs & Rock´n Roll allein.

Also schenkt man dem Hund eine Katze.

"Hoffentlich endest Du nicht wie die verrückte Katzenlady bei den Simpsons, nur halt mit Hund." Nun, in Wahrheit war eine solche Entwicklung immer schon abzusehen, bei jemandem, der von der realen Welt keinen Schimmer hat, mit dem sich`s aber vortrefflich über z.B. die Handaufzucht von Tauben oder artgerechte Ponyhaltung diskutieren lässt, der die ersten 16 Jahre seines Lebens ausschließlich mit Tiergedanken zubrachte und alles mit nach Hause schleppte, das pflegebedürftig schien, bis dann die Phase mit den Männern kam, wobei sich im Lauf der Jahre gezeigt hat, dass ich für diese Spezies kein besonderes Händchen habe.

Jedenfalls, der Plan, eine Resozialisierungskatze einzuquartierenn, befand sich, aller Unvernunft zum Trotz, bereits länger in den Hintergedankenräumen.

Auch wenn man meinen möchte, das Frln. Huber handle bisweilen sehr impulsiv und brächte sich selbst mit dem Hang zur Mehrtierhalterei immer mehr an den Rande der Schrulligkeit, die Katzensuche lief wohlüberlegt vonstatten, denn das Frln. Huber mag zwar 79 Prozent aller Hunde, jedoch nur rund 23 Prozent aller Katzen und so gestaltete sich die Suche nach einer souveränen Jungkatze, der ein Großhundhaushalt zumutbar schien und die zudem das Huberherz vor Entzücken über den anzunehmenden Wahnsinn der zukünftigen Genossin jauchzen ließ, immens schwierig, zumal das Frln. Huber sich keine Tiere aus dubioser Haltung anschafft oder tierhändlerische Machenschaften unterstützt, die jedoch im Wiener Tierhalteralltag Standard zu sein scheint.

Ich habe recherchiert, telefoniert, fremde Menschen und deren Katzennachwuchs besucht, bin stets mit leeren Händen und einem tiertantenüblichen Zorn auf die wahllos tiervermehrende und verscherbelnde Hobbyzüchterfraktion zurück gekehrt, bis eine flohverseuchte Bauernkatze beschlossen hat, die Herausforderung anzunehmen.

Aktuell üben wir "Familienmitglieder werden nicht gefressen!" und machen dabei erstaunliche Fortschritte, in erster Linie wohl deshalb, weil Svetlana das unbekümmertste Katzenkind ever zu sein scheint. Das erstmals in seinem Leben eines Hundes ansichtig geworden, gleich mal mit der Wedelgerätschaft des Katzenkillers zu spielen beginnt, der aus lauter Verblüffung über solcherlei Dreistheit komplett darauf vergisst, dass er üblicherweise beim Anblick einer Katze jagdschreiend auf den Hinterbeinen steht.

Dennoch gibt es vorerst Wohnraumleinenpflicht für die Renntiere und getrennte Schlafräume, solange, bis sie bemerken, dass rotbraune Wuseldinge in der Wohnung nicht weiter beachtenswert und sowieso schrecklich öde sind. Mörderbärbel dagegen ist ja bekannt für ihre Igelleidenschaft, auch Katzen scheint sie in der Kategorie "Alien, aber freundlich gesonnen" einzuordnen.

Um die Vergesellschaftung von Hund und Katze mache ich mir kaum Sorgen, denn der Köter bleibt im eigenen Heim ansprechbar, tunlichst darauf bedacht sich keinen Kraulentzug einzuhandeln, auch wenn der Akzeptierensprozess - begleitet von stetigen Ermahnungen meinerseits, dass Katzengeschnetzeltes nicht erwünscht sei und bei Zuwiderhandlung die sofortige Verwurstung drohe - noch ein Weilchen andauern wird und auch ein katzengewöhnter Herr Pferd im Freilaufensfalle besser keinem Kleintier begegnet, nein, das bereitet mir keinerlei Kopfzerbrechen.

Meine Vielviecherei dagegen... Nun, die Mörderbärbel, der 1. Wiener Integrationshund - mit voll dem krassen Kampfhund hat man voll krass respect und street credibility in der Migrationscommunity - wurde angeschafft als Therapiehund, nachdem ein wohlmeinender Arbeitskollege meine 3-tägige Telefonatsverweigerung als mögliches Anzeichen für einen Selbstmord wertete (nicht bedenkend, dass Menschen, zu denen ich ein, wenn auch gutes, Arbeitsverhältnis pflege, die meinen Wunsch nach Trennung von Arbeit und Privat nicht akzeptieren und mich 5x täglich mit Tresenanekdoten vollzulabern versuchen, Gesprächsverweigerung und fremdbezogene Mordphantasien auslösen) und mir die Polizei mit der Tür ins Haus schickte (Merke: Wenn du nicht möchtest, dass jemand weiß, dass du dich trotz Türglockenüberhörens in der Wohnung befindest, lass niemals den Schlüssel innen im Schloß stecken.). Was umgehend zur Lüftung meiner dunkelsten Geheimnisse und der zugemüllten Wohnung führte, sowie der Erkenntnis, dass es vermutlich nicht normal ist, monatelang nur mehr auf dem Bett zu leben.

Nach Delogierung und Krankenhausaufenthalt und dem Verlust jedweden Stolzgefühles, der sich einstellt, wenn deine Vermieterin und dein Arbeitskollege dein Privatestes, deine Wohnung während deiner Abwesenheit durchforsten, der Entschluss: Ich brauche einen Grund, morgens aufzustehen, Arbeit allein ist kein Lebensinhalt.

Die Beschäftigung mit dem Bärbeltier erwies sich als sehr heilsam, auch wenn ich seither weiß, welch hirnumwandelnde Wirkung das Einschießen von Muttergefühlen mit sich bringt, die man durchaus auch Tieren gegenüber entwickeln kann (eine Sinneswandlung, die ich nicht nur an mir beobachte, wobei ich behaupte, wenn schon geistig umnachtet, dann zumindest noch in der Lage zu sein, Tiere als Tiere zu behandeln und nicht als Kleinkinder. Letztere können nämlich z.b. keine Knochen durchbeissen und brauchen keine 10 km Auslauf am Tag. Auch erlaube ich den Hunden nicht mehr als 3 Stunden Playstation spielen täglich, Cola, Fischstäbchen und Pommes gibt es nur sonntags.)

Mörderbärbel allerdings war im Welpenalter keine große Hundefreundin. Damit die Unfreundlichkeit nicht chronisch wird, wurde ihr der Herr Pferd vorgesetzt, den mochte sie nämlich auf Anhieb. Der Herr Pferd jedoch fungierte nicht nur als Erziehungshilfe, sondern, das gesteh ich ganz unumwunden, gleichzeitig als Kindsverlustkompensation.

Wenn sich der Kopf auf eine völlig neue Welt einstellt und du doch allein und mit leerem Bauch aus dem Krankenhaus kommst, dann ist nichts mehr, wie es war und wenn sich die Wunde im Unterleib nicht mehr heilen lässt, dann zumindest die im Getriebe, denn dass der Mann gehen wird, wenn auch andere Wege als das Kind, war absehbar, für diejenigen, die sehen wollten. Und die Hunde waren die Einzigen, die von Anfang bis zum Ende dabei waren und sich nicht beklagen, jetzt sei es aber mal genug, weil ich dieses Gefühl nicht los werde, dass etwas Totes in mir klebt. Den Hunden ist es egal, wenn ich heute noch trauere um etwas, das es nie gegeben hat, aber sie stehen daneben und trauern mit.

Und der Höllenhund, nun, der ist passiert, er war kein Wunschhund, dass er aussieht, wie der Hund des Mannes, war einer dieser Zufälle, die das Leben parat hält, wenn es einem noch einen finalen Haken verpassen möchte.

Dann stehst du am Bahnhof und empfängst einen Hund, zu dessen Betreuung du dich spontan bereit erklärt hast, auch wenn du nichts über das Tier weißt. Du siehst den Hund und möchtest kehrt machen, weglaufen vor deinen Erinnerungen, aber der Hund gleicht so sehr der alten Ente, dass du ihn mögen musst, weil du die alte Ente unheimlich gern hattest und weil die alte Ente für dich ein Stück Familie war.

Nun sind sie also wieder komplett, die Affen, auch wenn der Höllenhund nicht die alte Ente ist, in ihm lebt allerdings die alte Ente optisch weiter, und so ist zumindest etwas geblieben, von einer Zeit, die ich einstmals gerne konserviert hätte, auch wenn die Ernte verdorben war.

Wie passt nun die Katze dazu? Keine Ahnung, aber das Vieh ist wahrhaft drollig und mit einer Coolness gesegnet, die mich ehrfürchtig staunen lässt.












Katzenkind mit Augengrind.

Doch es wird der Tag kommen, an dem man mir eine marmorne Ehrentafel am Eingang zur Tierarztpraxis widmet. Wobei sich mein armseliger Liebreiz glücklicherweise meist günstig auf die Rechnungslegung auswirkt.

privataudienz

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der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

kundmachung

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

lookin´ for a prince, horse or castle?