Donnerstag, 28. Juni 2007

quarterlifecrisis

vielleicht liegt es am alter.
die handvoll leute meiner generation, die ich kenne, jammern allesamt unaufhörlich, ich selbst natürlich inkludiert. ein stetes fragen nach dem wohin und wieso, andauerndes nervöses raunzen und zappelige planlosigkeit ist das. seit monaten geht es nun schon so.

die einen ziehen das erste mal von zuhause aus, die anderen zum ersten mal zusammen, wieder andere leben schon ewig allein, was urplötzlich als qual empfunden wird, gesellschaft allerdings als genauso unerträglich, beziehungen und freundschaften spannen und zwicken, engen ein und erdrücken oder kommen überhaupt nicht erst zustande, werden sehnlichst herbeigewünscht, verflucht, auf biegen und brechen erzwungen, aus gewohnheit aufrechterhalten oder gedankenlos aufgekündigt. der job bietet keine perspektive, das studium wird solange wie möglich hinausgezögert. wer immer noch am finanztropf der eltern hängt, möchte endlich los davon, wer dagegen seinen lebensunterhalt selbst bestreitet, bedauert die eigenständigkeit. am ende des monats bleibt in beiden varianten nichts anderes übrig als ein mulmiges gefühl. existenzängste, verpflichtungen und der neid auf die vernünftige laufbahn, den titel, plagen die einen, der wunsch doch etwas mutiger gewesen zu sein, mehr erlebt zu haben die anderen.

rund läuft derzeit niemand im mittzwanziger bekanntenkreis. es wird praktisch ausschließlich gejammert, wehgeklagt und miese stimmung verbreitet.

"was du brauchst, ist ein bisschen zuwendung" (zitat aus anstandsgründen leicht modifiziert) sagt der altersgefestigte, weil ich seit wochen schlechte laune als schutzschild vor mir hertrage.

nein, was ich wirklich bräuchte, wär mal wieder ein postives erlebnis. eines das nicht sofort wieder verblasst, das länger anhält als ein paar stunden.

für mich chronische pessimistin müsste dieses erlebnis natürlich gesondert gekennzeichnet werden, damit ich es überhaupt erkenne - ein päckchen in rosaroter lackfolie, mit glanz und glitter, goldenen und knallgrünen sternen und einer großen schleife. "POSITVES ERLEBNIS!" müsste da draufstehen. natürlich dürfte es nicht eines tages plötzlich an der türe läuten, ich würde dem erlebnis vermutlich nicht öffnen. positive erlebnisse klingeln nicht einfach an, dass machen nur der schreckenverbreitende postbote oder die misstrauische vermieterin. es müsste zufällig meine wege kreuzen, plötzlich vom himmel plumpsen und mir direkt vor die füße fallen.

was drin sein sollte in dem paket hab ich mir noch nicht überlegt. gutschein für nackenmassage oder baldriantee wär jedenfalls sehr willkommen.

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RAS - 28. Jun, 21:55

die altersweisheit wird auch zu ihnen den weg noch finden, aber lassen sie es sich von mir ihrer alten angetrauten gesagt sein: positives ist auch kein ausweg!
trauen sie der propaganda nicht, die welt ist schlecht! und das so zu sehen und fühlen ist völlig ok, mhhhkaye?

ansonsten bin ich natürlich zutiefst beleidigt über ihr wehklagen des fehlenden positiverlebnisses wegen - HALLO! HIER! also ICH!

lesen sie unbedingt cioran, das ist ein befehlt, den auch ich einstmals von einem, gutmöglich, weiserem annahm. denn auf der positiven ebene madame hardcoretransenhelga, kommen wir nicht zusammen -gepriesen sei die humanistische misanthropie.

MoniqueChantalHuber - 29. Jun, 03:25

psst!

ich habe doch hier noch nichts verlautbart von unseren fusionsplänen, noch traue ich dem glück nicht
ConAlma - 28. Jun, 23:16

Another Quarter, und Sie werden sehen: es wird ein einziges Jubilieren sein. Es sei denn, es wurde keine andere Sprache als die des Wehklagens gelernt. Aber bei Sprachtalenten mach ich mir da keine Sorgen ...

MoniqueChantalHuber - 29. Jun, 03:32

zwar ist lamento meine muttersprache, aber ich freu mich schon ehrlich auf das kommende lebensjahrzehnt. mittezwanzig ist ja noch schlimmer als pubertät, von den hautirritationen abgesehen.
dieJulia - 29. Jun, 01:13

Werteste Madame, das Leben ist, wie wir dank Donald Duck wissen, eines der schwersten.

Und G.G. Marquez sagt: Aus dem Weg Kühe, das Leben ist kurz. Kann man auch zum Motto machen.

Und überhaupt: mein Vater pflegt bisweilen fröhlich festzustellen, und ich muß dann immer herzlich lachen, das Leben ist eine Lawine. Mal rauf, mal runter.

Die Quarterlifecrisis ist systemimmanent für Leute, die denken und fühlen. Das geht zuverlässig vorbei. Ich laß Ihnen meine rosarote Brille da, versehen mit einer großen Schleife und knallgrünen Sternen und allem. Man kann dem ganzen bisweilen ein Schnippchen schlagen, indem man es sich bewußt schönredet. Das geht. Das geht sogar gut.

Fühlen Sie sich verstanden und allerherzlichst gedrückt!
dieJulia

MoniqueChantalHuber - 29. Jun, 03:48

ach, das ist ausserordentlich nett von ihnendir! und mutig! mit mir ist grad gar nicht gut kirschen essen und brillen teilen.

dummerweise verhängt mir die schleife das blickfeld, aber ansonsten muss ich sagen: frau julia sie haben einen ganz und gar exquisiten geschmack. ich werde dieses edle teil pfleglich behandeln, in ehren halten und gewiss nicht verleihen.
RAS - 29. Jun, 08:16

na hörnsema, so an unsrer liebe zu zweifeln, das verletzt mich jetzt aber sehr!

MoniqueChantalHuber - 29. Jun, 15:46

gebranntes kind scheut das feuer.
RAS - 29. Jun, 18:40

phhhhhhhhhhhhhhhhhö. ganz billich mesjödame.


brauchense feuer? *zippohochschnell*
MoniqueChantalHuber - 1. Jul, 09:02

auch ein brillianter geist

muss mal auf floskeln zurückgreifen dürfen, zumal er der erwerbstätigen, schwer arbeitsüberlasteten zukünftigen gehört. ich tu das alles doch nur für sie!

...*hippohochschnell* würd mir bedeutend mehr imponieren...
RAS - 1. Jul, 09:37

hippii (hippos?) sind aus. zu teuer im unterhalt.
katiza - 29. Jun, 08:58

Mit 25 hatte ich das Gefühl schon alles gelebt zu haben - 15 Jahre später erlebe ich mich jeden Tag neu und die Packerln purzeln vom Himmel - ich muss nur immer ein wenig aufpassen, dass mir keines auf den Kopf fällt. Davon haben Sie, Majestät, jetzt allerdings gar nichts - außer der Hoffnung, und die ist nur begrenzt mit Baldriantee und Nackenmassage vergleichbar.

Au-lait - 29. Jun, 19:46

Famoser Text, der mich und mein derzeitiges Befinden aufs empfindlichste entlarvt. Derzeitiges Arbeitsprojekt: Orientierungslosigkeit, anstehende Anstrengungen, um diese zu beenden und Jobsuche als aufregende Herausforderungen begreifen und empfinden statt zwischen Euphorie und Schiss zu schwanken und immer wieder den Gefühlsstatus zu streifen, bei dem Stress zur angstgelähmten, erdrückenden Masse wird, die plötzlich verschüchtert und zaudernd werden lässt. Datt darf's ja nu nich sein... :)

ConAlma - 30. Jun, 13:51

Gegenwartsdiagnose: existenzielle Ratlosigkeit.

Auch die gegenwärtige Literatur scheint an solchen Symptomen zu kranken. Zumindest wenn es nach der Schilderung zum Bachmannpreis geht.

mkh - 1. Jul, 13:49

Eine kleine Nackenmassage...

...ist in Fällen, in denen am liebsten gleich ein ganzes Leben in die rechte Bahn gebracht werden soll, nicht zu unterschätzen. Und morgen wieder eine.

privataudienz

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der pöbel unter sich

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MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
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mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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dieser weblog basiert im wesentlichen auf texten, fotos sowie illustrationen von MoniqueChantalHuber und alter egos. moralisch inakzeptable wortmeldungen, sofern sie nicht der feder ihrer majestät entspringen, werden mitsamt verfasser an den pranger gestellt, gevierteilt oder am scheiterhaufen verbrannt. die zensurgewalt von MCH bezieht sich jedoch bedauerlicherweise nur auf ungehörige kommentare innerhalb ihres hoheitsgebietes. und legasthenie ist lediglich ein schönheitsfehler.

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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