Au-lait - 30. Jul, 13:06

Es klatscht und klappert ja gern auf den Rängen. Clacqueure, unbezahlte gar, jubeln das eigene Selbst in Sphären, wo es ein wenig die Orientierung verliert. Erst windet es sich, denn so großartig kann der eigene Mumpitz doch gar nicht sein, und doch hüpfen ein paar muntere, wohlige Endorphinschübe durch den Körper. Es hat einen Hauch von "Jubeln, um bejubelt zu werden". Vielfach knistert im Gebälk des Jubels allerdings die allzu große Offenkundigkeit, dass der Jubelperser den Text noch nicht einmal ganz gelesen hat - vielleicht nur den ersten Absatz, vielleicht kursorisch irgend etwas Beliebiges, auf das er Bezug nehmen kann, vielleicht den Schluss. Und am Ende trieft einmal mehr komplimentierende Suppe aufs Kommentarschafott. Lob perlt an fast niemandem freudlos ab. Doch schon das Leseverhalten in Blogs - will man von vielen Seiten besucht werden, muss man viele Seiten besuchen, was Zeit kostet, und die wird pro Seite umso rarer, je mehr Seiten man sich vornimmt -lässt kaum noch engere Beschäftigung mit den Texten zu, und so wird die Kritik flügellahm, das Lob manchmal dünn, auf Negativkritik wird meist schon aus Sorge einer "Revanche" verzichtet.

Ich glaube, dass ich schreiben kann. Wie gut ich schreiben kann, mögen andere beurteilen. Einen Roman werde ich bis auf Weiteres nicht veröffentlichen, da ich trotz der Lektüre vieler Romane und einem literaturwissenschaftlichen Studium (ich musste zur Immatrikulation immerhin nichts dichten) noch nicht glaube, dass die Welt einen Roman von mir braucht respektive, dass ich einen Roman so schreiben könnte, dass ich selbst ihn gern läse.

Dass ich hier immens gerne lese, dass es mir im deutschsprachigen Netz stilistisch, sprachlich und von den Ideen her nur an wenigen anderen Orten annähernd oder genauso gut gefällt wie hier, damit will ich trotzdem nicht hinter dem Berg halten. Ich könnte dies durchaus umfassend und fundiert begründen, aber dafür fehlt mir die Zeit, die ich heute allerdings weit weniger damit verbringen werde, noch x andere Seiten zu besuchen als vielmehr damit, mein Zimmer gründlichst aufzuräumen. :)

MoniqueChantalHuber - 30. Jul, 13:34

dämonenfutter, deine worte.

die lese- und kritikgebräuche im netz, die hast du ganz vortrefflich beschrieben.
RAS - 30. Jul, 17:31

um mal einen ball für mich zu schiessen oder so (das ist mehr als aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, auch noch in anderer leute blogs...ohgawd) mich erzürnt (positive) kritik häufig, denn eine kritik von irgendjemand der in dem von ihm meist gleichfalls ausgeübtem feld offenkundig minderbegabt, wenn nicht völlig untalentiert ist - und das ist nunmal gemessen an der geniusdichte gemein sehr wahrscheinlich - dann ärgert mich das meist -zumindest wenn die jubellaute leidenschaft vermissen lassen und es sich ums das handelsübliche geseibel handelt - und das tut es...nahezu immer.

madame vom spamalot castle.

dämonenfutter-superwort. ich brenne für superworte, dank mangelnder konzentration schaffe ich ja selten ganze txte, geschweigedenn absätze oder gar sätze ;)

menschen an sich gehören abgeschafft - mostly.
Etosha - 31. Jul, 10:37

Man kann ja doch nur für sich selber sprechen, 'ADS' hin oder her. Oles Bild der Kommentatoren mag womöglich ein zutreffendes sein, aber es ist doch sehr negativ. Ich jedenfalls kommentiere niemals einen Text (positiv oder negativ), den ich nicht zur Gänze gelesen habe. Und weil ich nun mal mein eigener Maßstab bin, nehme ich dies Vorgehen auch von anderen nicht an.

Positive Kommentare sind für mich daher zum Glück immer noch erfreulich; allerdings auch nur von jenen, die ich selbst für 'beurteilungsfähig' halte; das ist in einem kleinen Leserkreis viel leichter. Die Fähigkeit zur Beurteilung wiederum setzt aber nicht voraus, dass der Kommentator selbst ein guter Schreiber sein muss. Er muss ein guter LESER sein.

Richtig interessante Diskussionen entwickeln sich aus positiven Kommentaren aber eher selten.
testsiegerin - 31. Jul, 10:43

wenn ich mich auch noch mal einmischen darf.
aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ist etwas völlig anderes.
ich sag das, weil mein sohn ads hat. und weil es mich immer wieder aufregt, dass leute glauben, er bekäme von uns zu wenig aufmerksamkeit.
beim ads geht es darum, dass sich die betroffenen leicht ablenken und wenig durchhaltevermögen haben, ihre eigene aufmerksamkeit also nicht zielgerichtet einsetzen können.
Etosha - 31. Jul, 10:46

Noch etwas: Nicht nur das Kommentarverhalten lässt zu wünschen übrig; auch das Verhalten des Bloginhabers bei der Kommentarbeantwortung ist oft kontraproduktiv.
Vielleicht aus der Annahme, niemand beschäftige sich näher mit den Texten, vielleicht auch angesichts der Flut oberflächlicher Kommentare, entspringt eine maximal lapidare Beantwortung der Kommentare durch den Bloginhaber. Fühle ich mich daraufhin als Kommentator verschmäht oder gar unerwünscht, halte ich mich eben künftig mit Kommentaren zurück. Wie sollte aus einem solchen Gefühl heraus konstruktive Kritik entstehen?
Etosha - 31. Jul, 10:48

Darum auch die Anführungszeichen um das 'ADS', Frau testsiegerin. (Mein Neffe hat auch ADS.)
MoniqueChantalHuber - 31. Jul, 11:02

internet ist manchmal ein zu schnelles medium für diskussionen und kritik. der klassische leserbrief als reaktion erfolgt weit weniger im affekt, als etwa ein posting. ich muss eingestehen, dass ich im internet bereits ein, zwei mal ziemlich die selbstbeherrschung verloren hab und unkontrolliert rumpöbelte, was ansonsten gar nicht meine art ist - die möglichkeit unmittelbar auf geschriebenes zu reagieren, egal ob als positiv oder negativ empfunden, verleitet zu unbedachtheit oder dazu, sich nur bestimmte aspekte eines ganzen herauszupicken.
wenn, dann lese ich einen text ebenfalls vollständig durch, meist mehrmals, trotzdem hege ich den verdacht, das ist keineswegs standard. die mangelnde lesekonsequenz hat sicherlich auch mit der internetverwendung zu tun, man berichtige mich, wenn ich irre, aber ein großteil der nutzer vertreibt sich damit doch nur die arbeitszeit. (allerdings fällt mir selber, obwohl ich ausschließlich in meiner freizeit vorm bildschirm hocke, längere konzentration auf einen onlinetext sehr schwer, ich bräuchte greifbares, papier und druckerschwärze.)
Etosha - 31. Jul, 13:54

Die Tempofrage - ja, da ist sicher was dran. Aber der Affekt ist nicht immer nur ein schlechter Ausgangspunkt. Die spontanen Reaktionen sind manchmal die echtesten. Und vielleicht entstehen manche Texte ja ebenso spontan und unreflektiert?

Aber am Ende fühlen sich jene Leser, die Texte schnell, leicht und zwischendurch konsumieren wollen, sowieso nicht wohl in Blogs, die auf diese Art nicht oder nur beschränkt konsumierbar sind, und ziehen weiter zu leichterer Muse.

Manche kommen aber auch immer wieder und verstehen alles falsch, und das mit einer Konsequenz, die man nur als bewundernswert bezeichnen kann. ;)

Ich bin ebenfalls ein Freizeitleser. In meiner Arbeitszeit pflege ich zu arbeiten.
MoniqueChantalHuber - 31. Jul, 15:37

zum kommentarverhalten: mich freut, dass hier manchmal wirklich diskussionen entstehen! das sei den mitlesern und -kommentierern mal gesagt.

zum affekt: zwar bleibt immer noch die löschfunktion, die im anderen leben wohl manchmal auch von vorteil wär, aber die spontanen, womöglich echten reaktionen, zumindest solche erboster natur, möcht ich jedem, dessen schreiberei mich dazu provoziert, ersparen. unflätiges entschlüpft mir dann und ehrlich, ich werd ordinär und lächerlich. aus reinem selbstschutz versuch ich mittlerweile manchmal nachzudenken bevor ich lospoltere.
viele affektkommentierer und sich-auf-den-schlips-getreten-fühlende kann ich umgekehrt auch nicht ernstnehmen. man denke nur an die ausartenden streitereien in diversen onlineforen, so standard etc.
Etosha - 31. Jul, 17:34

'Bearbeiten - Rückgängig' klicken zu können - das allerdings würd ich mir ebenso zuweilen im echten Leben wünschen. Ich bin Affektschreiber und -reder, überhaupt ein ziemliches 'Häferl'; kann daher wahrscheinlich mit solcherlei Geäußertem auch eher etwas anfangen, schon aus Verständnisgründen. Wenn ich allerdings mal richtig beleidigt bin, verstumme ich, zumindest vorübergehend.
Unflätige Kommentare braucht sicher keiner. Die finde auch ich lächerlich und nicht ernstzunehmend. Ich meinte schon konstruktive Kritik - soweit überhaupt möglich, denn wenn man Hopfen und Malz verloren sieht, ist wahrscheinlich 'kein Kommentar' überhaupt der beste.
MoniqueChantalHuber - 31. Jul, 18:26

eine frage des dialekts

der neugierde wegen: "vasn" kenn ich als schnittblumenaufbewahrung und bezeichnung für einen aufmüpfigen, unartigen, (manchmal auf einfältigen) menschen, der begriff "häferl" ist mir nur als synonym für tasse geläufig, ob damit die selben charaktereigenschaften beschrieben werden, wie mit "vasn", ist mir aufgrund oberösterreichischer sprachprägung allerdings bis heute nicht klar.
neo-bazi - 31. Jul, 20:29

Für die Mehrzahl der Blogs, die ich lese, gilt sicher hinsichtlich des Kommentarverhaltens Oles Analyse, für mich selbst freilich nicht. Jubelpersertum ist fast so schlimm wie Beifall von der falschen Seite, ein bißchen Bauchpinseln schadet allerdings nicht.

Ich komme gerade von einem sehr guten Sprachblog, da gibt es neben der Blogroll anscheinend auch eine Commentroll, von der ich wohl ausgeschlossen bin.

Ich werde es überleben.
Etosha - 3. Aug, 11:36

Das Vaserl ist hierzubundeslande mit dem Mimoserl identisch, Porzellan und filigran, wogegen das Häferl eines ist, das schnell mal überkocht und dann lautstark seinen Unmut kundtut.

Name

Url

Meine Eingaben merken?

Titel:

Text:


JCaptcha - du musst dieses Bild lesen können, um das Formular abschicken zu können
Neues Bild

 

privataudienz

Du bist nicht angemeldet.

der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

kundmachung

dieser weblog basiert im wesentlichen auf texten, fotos sowie illustrationen von MoniqueChantalHuber und alter egos. moralisch inakzeptable wortmeldungen, sofern sie nicht der feder ihrer majestät entspringen, werden mitsamt verfasser an den pranger gestellt, gevierteilt oder am scheiterhaufen verbrannt. die zensurgewalt von MCH bezieht sich jedoch bedauerlicherweise nur auf ungehörige kommentare innerhalb ihres hoheitsgebietes. und legasthenie ist lediglich ein schönheitsfehler.

korrespondenz

moniquechantalhuber yahoo.de

adel verpflichtet

Online seit 6243 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

lookin´ for a prince, horse or castle?