yvonne erber - 7. Jul, 08:57

irgendein "steckerl" zu apportieren?

hätt ich je daran gedacht?
keineswegs.
wenn dann stolpere ich über stecken.
unlängst passiert, als ich durch einen hohlweg ging.
mit jeans und nikes.
mit h.
beide ungeimpft, also zeckengewärtig.
überall lagen äste und ästchen herum.
plötzlich stellte sich ein ast auf.
stach mir gegen das erhobene rechte bein.
mit dem nächsten schritt hebelte ich mich selbst aus.
unglaublich schnell lag ich flach auf dem boden.
h. schaute sich im falschen Moment um.
ich rappelte mich gerade auf.
du sagst jetzt kein wort!

die suchbegriffnummer hab ich noch nie aufgegriffen.
wäre ja viel zu einfach, denke ich.
sie haben das thema jedoch sehr charmant eingeführt.
gerade so, also würde das eine mit dem andern zusammenhängen.
wobei sie ja mittels sinnsuche so ziemlich alles, was ihnen gerade in den sinn kommt, aufeinander folgen lassen können.

ich leide weder an sprachnot noch an sprechnotwendigkeit.
damals im hohlweg habe ich eine halbe stunde vor mich hingeschwiegen.
ich gab y. keinen hinweis darauf, dass mich das knie brannte.
dass ich mich fragte, wie hinken vermeiden konnte.
hauptsache war, dass die jeans nichts abgekriegt hatte.
und dass wir auf einem glatten weg mit einer schönen aussicht gingen.

es ist vielleicht so: wenn einem grad gar nichts mehr einfällt, muss einem gar nichts einfallen.
ich benütze prinzipiell mein bett in solchen fällen.
produktive müdigkeit tritt ein, dieser flirrende bewusstseinszustand, der eine sekunde wie 10 minuten erscheinen lässt.
der das unermüdliche schweifen durch einen antriebslosen antrieb ersetzt.
es kommt: das gefällt mir.
sie, die idee, sie, die erinnerung.

manchmal mag ihnen das vielleicht enttäuschend, züchtig und bieder erscheinen.
aber was solls?
wenn sie sich selbst enttäuschen, indem sie ihre erwartungen so hochschrauben, sollten sie einfach keinen schraubschlüssel mehr in die hand nehmen.
wenn sie sich züchtig vorkommen, sollten sie sich schleunigst in zimmer der unzucht begeben.
es ist nur ein schritt.
dort liegen alle un-wörter und wollen von ihnen belebt werden.
und ihre biederkeit wird von ihnen in dem moment abfallen, in dem sie schwule romantik, sozialphobiker, liebeskummer, maschinenhaarschnitt, knasttätowierungen, ohrwürmerplage ernst nehmen.

schwule romantik heisst bei mir: viel blut, mit arschweh.
sozialphobiker heisst bei mir: derjenige, der mit den möbeln tanzt.
liebeskummer heisst bei mir: ich sitze auf einem turm auf der letzten sprosse der leiter.
maschinenhaarschnitt: ich halte meinen kopf in den windkanal.
knasttätowierungen: gewalt verwandelt sich in kunst.
und ohrwürmerplag: ich nehme schleunigst reissaus aus dem zelt, das y. im garten ihrer eltern aufgestellt hat, um mich dort eine ganze nacht zu fesseln!

MARIA SPILUTTINI

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