how i got my knasttätowierungen
Schon bevor ich überhaupt als Jugendliche galt, hatte ich, dank Großmutters gesundem Schlaf und ihres Kabelanschlusses, eine beachtliche Anzahl jugendgefährdender Filme gesehen. Das beeindruckenste cineastische Machwerk für Menschen unter dreizehn, noch vor Emanuelle und Nightmare on Elmstreet, kam mir aber ausgerechnet im Religionsunterricht unter. Zu einer Zeit als die mitschülerische Landjugend noch keine anderen Drogen als Alkohol kannte, sah der Lehrplan vor, uns mittels „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ einen therapeutischen Schock zu verpassen, auf dass in Hinkunft keines der Schäfchen vom rechten Weg abkomme.
Als Spross einer Hippiefamilie lies mich die Junkieromantik der Christiane F. völlig kalt, schon aus Prinzip und Protest (so hab ich auch in späteren Jahren nichts geraucht, dass keinen industriellen Fertigungsprozess durchlief - dabei hatte ich als Kind den Geruch von Vaters Kräuterpfeife sehr gemocht und die winzigen Kerne, die abfielen, wenn er sich ein Chillum stopfte, gegessen... Gut, ich dachte auch lange, es sei Brauch unter Rauchern die Zigarrette in der Runde weiterzureichen).
Für den Rest der Klasse tat sich eine neue Welt auf, wobei die wirkliche Faszination gar nicht so sehr im Gebrauch bewusstseinsverändernder Substanzen lag, sondern vermutlich vielmehr darin, dass die Protagonisten des Filmes ein tatsächlich existentes Sexualleben führten, dass sich nicht auf vage Fantasien und die ungelenke Heimarbeit Vollpupertierender beschränkte.
Nach diesem Film war nichts mehr so wie zuvor. Plötzlich erweiterten sich die einstmals harmlosen Pausengespräche um die Komponente „Hast du schon mal...?“, wobei sowohl Sex als auch Drogen gemeint sein konnten - Im Grunde hatte uns die Doppelstunde moralischer Belehrung vermittelt, dass unter Zuhilfenahme von Zweiterem, Ersteres leichter zu erreichen sei.
Ich selbst litt damals wesentlich mehr unter meinem kleinen Coolnessproblem als am nicht vorhandenen Liebesleben. Nach Konsum des Drogendramas lies sich allerdings zumindest mein Image aufpolieren – enthielt der Lehrfilm doch eine ausführliche Anleitung zur Selbsttätowierung.
Kaum aus der staatlichen Wiege heimgekehrt in Mutters gebatikten Schoß, nahm ich Nadel und Zwirn zur Hand, ein Fässchen Tinte, eine Kerze und reichlich alkoholhältiges Deodorant um mir fachgerecht Farbstoff unter die Epidermis zu injizieren.

So kommt es, dass meinen Unterarm seither ein undefinierbares Testtatoo und ein misslungener Pferdekopf zieren. Am Oberschenkel dagegen befindet sich ein arg verwackeltes Ding, dass aus meiner Perspektive zwar als Drudenfuß und somit als Hommage an meine heidnische Erziehung durchgeht, sich im Stand jedoch als schnödes Pentagramm erweist. Am rechten Knöchel prangen auf ewig die Initialen meiner Jugendliebe, denn ich hätte es reichlich kindisch gefunden, es den anderen Mädchen gleichzutun und den Namen des jeweils Angebeteten in Hefte und Bücher zu kritzeln, ich wollte immer schon was Fixes.
Zwar wird der gewöhnliche Betrachter ohnehin nur meines Armschmuckes ansichtig, der je nach Intensität des Blickes meist für Dreck oder Kugelschreibergekritzel gehalten wird, trotzdem hatte ich, entgegen aller Prognosen, nie das Bedürfnis die jugendlichen Überbleibsel entfernen zu lassen. Allein schon deshalb, weil sich ansonsten wohl nie Szenen ereignet hätten, wie diese:
Ein volltrunkener Penner starrt mir auf Elle und Speiche, seine schmutzigen Gesichtszüge sammeln sich zu einem wissenden Grinsen, er beugt sich verschwörerisch zu mir herüber und flüstert Vertrauen heischend: „Wo hast denn gesessen? Mir kannst du`s ja sagen.“
Als Spross einer Hippiefamilie lies mich die Junkieromantik der Christiane F. völlig kalt, schon aus Prinzip und Protest (so hab ich auch in späteren Jahren nichts geraucht, dass keinen industriellen Fertigungsprozess durchlief - dabei hatte ich als Kind den Geruch von Vaters Kräuterpfeife sehr gemocht und die winzigen Kerne, die abfielen, wenn er sich ein Chillum stopfte, gegessen... Gut, ich dachte auch lange, es sei Brauch unter Rauchern die Zigarrette in der Runde weiterzureichen).
Für den Rest der Klasse tat sich eine neue Welt auf, wobei die wirkliche Faszination gar nicht so sehr im Gebrauch bewusstseinsverändernder Substanzen lag, sondern vermutlich vielmehr darin, dass die Protagonisten des Filmes ein tatsächlich existentes Sexualleben führten, dass sich nicht auf vage Fantasien und die ungelenke Heimarbeit Vollpupertierender beschränkte.
Nach diesem Film war nichts mehr so wie zuvor. Plötzlich erweiterten sich die einstmals harmlosen Pausengespräche um die Komponente „Hast du schon mal...?“, wobei sowohl Sex als auch Drogen gemeint sein konnten - Im Grunde hatte uns die Doppelstunde moralischer Belehrung vermittelt, dass unter Zuhilfenahme von Zweiterem, Ersteres leichter zu erreichen sei.
Ich selbst litt damals wesentlich mehr unter meinem kleinen Coolnessproblem als am nicht vorhandenen Liebesleben. Nach Konsum des Drogendramas lies sich allerdings zumindest mein Image aufpolieren – enthielt der Lehrfilm doch eine ausführliche Anleitung zur Selbsttätowierung.
Kaum aus der staatlichen Wiege heimgekehrt in Mutters gebatikten Schoß, nahm ich Nadel und Zwirn zur Hand, ein Fässchen Tinte, eine Kerze und reichlich alkoholhältiges Deodorant um mir fachgerecht Farbstoff unter die Epidermis zu injizieren.

So kommt es, dass meinen Unterarm seither ein undefinierbares Testtatoo und ein misslungener Pferdekopf zieren. Am Oberschenkel dagegen befindet sich ein arg verwackeltes Ding, dass aus meiner Perspektive zwar als Drudenfuß und somit als Hommage an meine heidnische Erziehung durchgeht, sich im Stand jedoch als schnödes Pentagramm erweist. Am rechten Knöchel prangen auf ewig die Initialen meiner Jugendliebe, denn ich hätte es reichlich kindisch gefunden, es den anderen Mädchen gleichzutun und den Namen des jeweils Angebeteten in Hefte und Bücher zu kritzeln, ich wollte immer schon was Fixes.
Zwar wird der gewöhnliche Betrachter ohnehin nur meines Armschmuckes ansichtig, der je nach Intensität des Blickes meist für Dreck oder Kugelschreibergekritzel gehalten wird, trotzdem hatte ich, entgegen aller Prognosen, nie das Bedürfnis die jugendlichen Überbleibsel entfernen zu lassen. Allein schon deshalb, weil sich ansonsten wohl nie Szenen ereignet hätten, wie diese:
Ein volltrunkener Penner starrt mir auf Elle und Speiche, seine schmutzigen Gesichtszüge sammeln sich zu einem wissenden Grinsen, er beugt sich verschwörerisch zu mir herüber und flüstert Vertrauen heischend: „Wo hast denn gesessen? Mir kannst du`s ja sagen.“
MoniqueChantalHuber - 3. Mai, 16:49
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