Dienstag, 10. April 2007

DIE GELBE GEFAHR

Dass meine Hausärztin vermutlich heimlich an Medikamentencocktails nippt, hätte mir bereits auffallen können, als sie meinte, mit meinem Blutdruck wär sie schon längst tot. Nun, 70 zu 40 ist wahrhaftig knapp vorm Kreislaufstillstand, aber ich hätte mir aufbauende Worte erhofft, eine Tasse starken Kaffees oder irgendwelche Tabletten die man keinesfalls unter solchen oder anderen Umständen mit Alkohol mischen darf, stattdessen empfahl sie mir Bewegung. Zumindest ist somit medizinisch  belegt, was viele ohnehin vermuteten: „Du bist schon a bissl schwindlig!". Beim nächsten Besuch, postlokale Migräne oder ein vergleichbares Gebrechen, lies mich siech darniederliegen, erteilte sie mir allerdings den zweifelsfrei bedenklichsten Ratschlag meiner bisherigen Krankengeschichte: „Kriegen sie Kinder, das erdet." Ich wechselte sofort den Arzt.

Eines vielleicht vorweg, entgegen anders lautender Gerüchte: Ich fresse keine kleinen Kinder! Ehrlich! Ich ignoriere sie einfach.

Auch ich hab mal klein angefangen und mich trotz meiner Erziehung prächtig entwickelt. Bei all meiner Pracht und Schönheit, die Vorstellung mich zu vermehren finde ich dennoch beängstigend. Perfiderweise bin ich der Einschleusung von Fremd-DNS keineswegs abgeneigt, ganz gewiss nicht, doch bin ich nicht bereit etwaige Konsequenzen auszutragen. Kinder? Nicht in meinem Bauch! Ich habe mir vorgenommen meinen Ast des Stammbaumes mit mir absterben zu lassen. In dem Genpool kann man nur untergehen. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn ich meine Neurosen duplizierte.

Trotzdem war auch ich bereits in der Verlegenheit mir einen Schwangerschaftsstreifen zulegen zu müssen. Gewissheit gibt es schon ab 7, 99 Euro. Zum Glück hab ich den Test nicht bestanden. Allerdings stellte sich mir die Frage, warum die Teile so durchdesignt sind, wenn alles was diese futuristischen Fieberthermometer mir sagen sollen, schlichtweg lautet: Schwanger oder nicht? Als ob es einen Unterschied machen würde: "Scheiße, ich bin zwar schwanger, aber dieser trendy Teststreifenhalter den ich gerade in meinen Morgenurin tunkte, ist wirklich todschick."

Hobbypsychologin die ich bin, vermute ich, dass meine abnorme Abneigung meiner naturgegebenen Bestimmung Folge zu leisten, vorallem daher rührt, dass ich zu früh im Leben schwer traumatisierenden Erlebnissen ausgesetzt war. Ich durchlebete eine harte und belehrungsreiche Kindheit und Landjugend. In Ermangelung eines Farbfernsehers war ich gezwungen mich anderweitig zu beschäftigen. Meine Nachmittage verbrachte ich deshalb damit, in frisch zerteilten Schweinenhälften herumzustochern, zu rein wissenschaftlichen Zwecken versteht sich, oder aber das Wunder der Geburt aus nächster Nähe mitzuerleben. Wann immer eine Nachbarskuh in den Presswehen lag, war ich zur Stelle, um angewidert, wenngleich fasziniert, zu beobachten, wie sich ein Kalb den Weg ins Freie bahnte. Einmal durfte ich sogar selbst Hand anlegen. Es war zwar rührend mitanzusehen, wie das Neugeborene mich für seine Mutter hielt, als ich es trockenrieb und mit Kälberstarter, des Bauern Pendant zur Hipp-Folgemilch, aufpäppelte, doch die zuvor gewonnene Erfahrung, bis zum Schultergelenk in einem warmen, schleimigen Kuhhinterteil zu stecken, hat mir die potentiellen Freuden der Mutterschaft gründlich verleidet.
Meine Freizeitgestaltung beschränkte sich von nun an wieder auf das Lesen in Eingeweiden oder Horrorbüchern.

Vielleicht hätte ich mein Geburtstrauma überwinden können, wenn ich zu allem Überfluss nicht noch bei Großmuttern Species und Alien I-XIV, in Farbe, gesehen hätte, doch seither schauderts mich bei dem Gedanken neues Leben in mir heranwachsen zu fühlen. Ich bin doch kein Wirtstier, dass im günstigsten Falle Bandwürmer, womöglich aber noch viel schlimmeres heranzüchtet. Mich ekelt es vor allen parasitären Lebensformen.

Kinder sind ja das Paradebeispiel des Schmarotzers. Ich spreche aus jahrelanger Erfahrung. Erst kam ein harmloses „Mama", das noch wahre Begeisterungsstürme nach sich zog, danach stellte ich sofort die Frage : „Kannst du mir etwas Geld borgen?", diesmal ohne Beifall.

Neuerdings komm ich jedoch nicht mehr umhin, mich mit anderer Leute Expansionsplänen zu befassen. Rund um mich bricht der Kinderwahn aus. „Wenn du mal etwas Abstand und Zeit für dich brauchst, dann wirf das Kind doch einfach in die Babyklappe. Binnen vier Wochen kann man`s anonym zurückfordern." sag ich gern, um mir das gebärfreudige Volk vom Leib zu halten, denn Kinderwunsch ist hochgradig ansteckend.

Sympathiepunkte sammle ich bei werdenden und werden wollenden Müttern allerdings keine. Erstere erkennt man Gott sei dank sofort und kann seuchenbekämpfende Maßnahmen, die Flucht nämlich, einleiten, letztere bedürfen der besonderen Vorsicht. Vergangene Woche noch Schwestern im Geiste, erkranken sie über Nacht an hochinfektiösem fiebrigem Kinderwagenvoyeurismus. Ohne professionelle Hilfe beginnen diese Frauen schließlich, alle Kleinkinder, selbst die, die nach gängigen Schönheitsidealen und Höflichkeitsformeln, bestenfalls als häßlich durchgehen, niedlich zu finden. Dann sind sie unrettbar verloren.

Natürlich könnte ich mich in die Ruhe und Abgeschiedenheit meiner kinderfeindlichen Wohnung zurückziehen um mich an meinen unverbrauchten Tischkanten zu erfreuen, könnte mir Zigarretten am Herd anzünden oder nach Herzenslust Putzmittel in Limonadeflaschen abfüllen und ein Leben in Unsicherheit genießen, doch ich habe eine Mission zu erfüllen!: Die völlige Desillusionierung.

„Kinderkriegen ist eine Modeerscheinung, aber schon mal dran gedacht dass man die nicht im Schrank lassen darf, selbst wenn sie wieder out sind? Ein Kind ist mehr als ein Accessoire, dass dich ankotzt und das man nicht umtauschen kann." möchte ich denen entgegnen, die bis vor kurzem nichts anderes im Sinn hatten, als einen möglichst flachen Bauch. Und den Freiluftfütterfetischistinnen würd ich gern sagen: "Lasst euren Busen zuhause!" Mir hängen schon an jeder Bushaltestelle genügend blanke Brüste entgegen. Die auf den Palmersplakaten können von mir aus bleiben, aber nicht die die mir aus der Umstandsmode von Bekannten und Unbekannten entgegenquellen. Ungefähr ab hier kann ich wieder nur an Kühe denken. Ich will nicht an die Zusatzfunktionen meines Körpers erinnert werden!  Ich will mich auch nicht über Bananenbreirezepte und richtige Stilltechnik austauschen. Die einzigen Fragen die ich mich diesbezüglich interessieren sind, ob man die angeblich so schadstoffhältige Muttermilch eigentlich zu Silvester zum Bleigießen verwenden kann oder wie man verhindert, dass die Firma Zotter eines Tages Muttermilchschokolade auf den Markt wirft.

Selbstverständlich denke auch ich manchmal, dass es schön wäre und meinem Naturell entspräche, ein willenloses Wesen ganz nach meinen Gutdünken zu formen und ihm lebenslanges schlechtes Gewissen einzubleuen: "Unter Schmerzen hab ich dich geboren. Zweiundsiebzig Stunden lag ich in den Wehen und so dankst du es mir?!" , doch sollte ich eines Tages wirklich ein Kind wollen, dann kauf ich mir halt eines. Man gönnt sich ja sonst nichts. (Männerhandel spielt sich leider fast ausschließlich im Hochpreissegment der Leistungssportler ab, doch Frauen, Kinder und Organe gibt`s an jeder Straßenecke zu moderaten Preisen. Wenn ich mir`s leisten könnte,  hätt ich aber doch lieber meinen eigenen Fußballer.)

Meine Nichte ist übrigens selbstgemacht und noch ganz frisch. Richtig niedlich ist die. Nun, Gremlins sind auf den ersten Blick auch niedlich. Nur nicht so gelb wie meine Nichte, aber das soll in dem Alter bei Babies normal sein. Wie die herzig gluckst und lächelt. Hach, und ich könnt schwören sie hat meine Augen.

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RAS - 13. Aug, 23:42

kleiner tipp zum thema schwagerschaftstests -sowas gibts im medizinbedarf/apotheke im 10er oder nochmehrpack - ganz niedliche kleine, simple streifen ohne plastikmurks drumherum - wie ph-tests - kosten dann auch nur wenige cents das stück - und man weiss ja nie wenn fraus mal braucht und so...gragh...ich glaube schwangerschaftstest rangieren ganz eindeutig mit todesmeldungen von nahestehenden auf einer höhe.

ich persönlich würde ja lieber jmd. anderen schwängern - oder v.a. geheimforschungen betreiben männer tragfähig zu machen...remember schatzl, wenn wir verheiratet sind hat die pein ein ende!

MoniqueChantalHuber - 14. Aug, 04:20

für wie promiskuitiv und unvorsichtig halten sie mich?

privataudienz

Du bist nicht angemeldet.

der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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