Donnerstag, 5. April 2007

I´D RATHER BE A BITCH THAN BE AN ORDINARY BROKEN HEART

Ich leide unter so ausgeprägten sexuellen Mangelerscheinungen, ich könnte ohne weiteres am Sozialamt einen Antrag auf Notstandshilfe stellen. Dabei würde ich, wenn es nur nach mir ginge, völlig auf Schwangerschaftsanbahnungsgymnastik verzichten, meine Eierstöcke sind voraussichtlich bis zum Jahr 2070 an die Bank verpfändet, Prinzen sind rar gesät (außerdem, von ein bisschen reiten und Bogen schießen abgesehen, doch recht verantwortungslos. Wenn, dann will ich einen König!) und die meisten Frösche küssen derartig schlecht, dass ich sie ohne Bedauern gegen die Wand werfe. Ich bräuchte höchstens eine Heizdecke hin und wieder, Schokokekse, (pärchenfreie) Abende mit Freunden und mich selbst für`s Lebensglück. Wenn da nicht diese verfluchten Hormone wären. Die schlimmste biologische Waffe, die der Menschheit zur Verfügung steht. Ich bin eine Sklavin meiner Triebe. Ich bin eine tickende Hormonbombe, ein wandelnder Castor-Transport, ich kann jederzeit hormonell entgleisen.

Es hatte so vielversprechend angefangen: Eine fehlbesetzte Sehnsucht. Hektoliterweise Tränen, fasten und kasteien und hoffen und bangen und dann nach Ablauf der Trauerzeit dahinter kommen, dass man von Männern doch nur Augenringe und Falten kriegt. Sexuell befreit, allerhöchstens in Ausnahmefällen auf Mädchenhandarbeiten angewiesen, war ich bereit für ein neues Leben mit mir und ganz ohne diesen fürchterlich kräftezehrenden Aufwand den die Brunft beschert. Der Zölibat, ein Quell reiner Vernunft! Nur unbefleckte Gedanken, keine die Sicht trübenden rosa Wolken und störender Romantik-Klimbim, stattdessen ein spontan aufgetretenes Faible für sackartige Gewänder und Gartenarbeit. Eine stoische Ruhe und Gelassenheit ergriff Besitz von mir.

„Das ist wie wenn man jemandem, der vierzig Jahre in der Wüste gelebt hat, eine Flasche Mineralwasser schenkt.“ sagte mein liebster Freund, als er fälschlicherweise annahm, ich wäre doch der Fleischeslust wieder anheim gefallen (Wahrscheinlich habe ich, durch meinen nun ja unbeeinträchtigt sprudelnden Erkenntnisfluss abgelenkt, selig gelächelt. Ein Schelm, dass der Böses dabei dachte!). Danach konnte ich eine zeitlang beim Anblick eines Mannes ausschließlich an Getränkeflaschen denken. Still, prickelnd, mit Geschmack, hauptsächlich aber Leergebinde. Den körperlichen Entzug schon längst überstanden und bis dato ohne Wehmut abstinent, wankte ich plötzlich mit östrogenverschleiertem Tunnelblick durchs Leben, genauer gesagt durch Supermärkte. Kaum irgendwo sonst lässt sich auf den ersten, wie beiläufigen, Blick sowohl Geschmackssicherheit als auch Familienstand einer Person so zuverlässig abschätzen. Was hätte ich dafür gegeben, wenn mir, zwischen Bierpaletten, Wein im Doppelliter oder Tetrapack, Fruchtsäften und Coladosen, eine stattliche SingleMaltflasche zugezwinkert hätte?! „Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen!“ hätte ich gesagt, oder: „Lass mich dein Pfandrückgabeautomat sein.“

Und siehe: der Pfad der Tugend auf dem ich wandelte, ward fortan von Verlockungen gesäumt. Die Wege meiner Biologie schienen mir unergründlich. Schlussendlich hat sich dann doch einer erbarmt und diesem Treiben ein Ende gesetzt und ich habe mich allen besseren Wissens zum Trotz natürlich wieder verliebt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Sex ohne Liebe?! Gott verhüte!

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich endlich ehrlich zu mir selbst sein müssen! - Das Epizentrum meines Handelns ist ganz bestimmt nicht mein unerschütterlicher Glaube an die wahre, reine Liebe. Es sind nicht primär die sekundären Geschlechtsmerkmale, die mich zu einer Gefahr für die Männer und Freundinnen dieser Welt werden lassen, nur leider bin völlig außerstande meinen Hormonhaushalt zu führen und zu bändigen. Ich bin eine Dr. Jekyll und Miss Hyde. Meine Versuche Liebeskummer in Alkohol zu lösen missglückten. Eine fatale Mischung, zumal die Experimente unter starkem Östrogeneinfluss stattfanden (Die Halbwertszeit eines wiederbelebten Östrogenspiegels beträgt geschätzte 14 Tage) Seither verliere ich in unregelmäßigen Abständen die Kontrolle über mich. Drei Bier, ein schlecht eingestellter Hormonstatus, dahin sind all die guten Vorsätze, Trieb obsiegt Vernunft, Gewissen und Moral, alle Schamhaftigkeit fällt ab von mir. Kurz und weniger blumig formuliert: Ich bin eine Schlampe. Streng genommen.

Die durchschnittliche Dauer meiner Beziehungen übersteigt selten die 8-Stunden Grenze. Ich hab bedeutend mehr Kerben in Bettpfosten geritzt, als Herzen in Baumstämme geschnitzt. Einmal wieder an ein Leben außerhalb des Zölibats gewöhnt, hab ich plötzlich Spaß an Dingen, die mir nur in den kühnsten (allerdings recht häufigen) Träumen erschienen und zeige wesentlich mehr Eigeninitiative als ein Fahrradschlauch beim Aufpumpen. Einzig die Sorge um meine Leberwerte vermag das Tier in mir großteils in Schach zu halten. Womöglich hat das auch mit den Mondphasen zu tun. Die Intervalle in denen sich die Metamorphose vollzieht, werden allerdings kürzer. Ich habe angefangen mir die Augenbrauen zu zupfen. Damit ich sie besser sehen kann, die Jünglinge, die in mein Beuteschema fallen. Ich bin halt auch nur ein Triebtäter.

Miss Hyde gewinnt die Oberhand. Ich fange an sie zu mögen. Aus purem Jux und Raserei, einer Prise Selbstverliebtheit und ein kleinwenig Boshaftigkeit, kann es durchaus passieren, dass sie Männerbastionen stürmt und dem einen oder anderen ein „Na, wie war ich?“ an den blutleeren Kopf knallt. Und ja: ich erwarte mir, nur ein Röcheln zu ernten. Denn bevor mein Taschentuchverschleiß jemals wieder die Rodung ganzer Regenwälder zu verantworten hat, leiste ich lieber Entwicklungshilfe. Prinzen haben's bekanntlich mehr mit Jungfrauen, aber einigen Fröschen werd ich wenigstens das Küssen schon noch beibringen!

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Eugene Faust - 5. Jul, 20:42

Herrlich!


privataudienz

Du bist nicht angemeldet.

der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
gemüsefach hatte an dem...
gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

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