Samstag, 6. Oktober 2007

lesezeichen

"ich lese nicht, weil auf die art weitestgehend sichergestellt ist, dass all die dinge, die mir durch den kopf gehen, auf meinen eigenen kognitiven fähigkeiten beruhen und nicht bloßes nachdenken und stimmigfinden fremder wahrnehmungen sind." hab ich mal behauptet, mehr aus lust an provokation, denn aus überzeugung. zumindest war der kantzitierer ausreichend entrüstet ob meiner jugendlichen koketterie.

"wer sich nur auf die geistesbildung konzentriert, bei dem bleiben irgendwann die sozialen fähigkeiten auf der strecke!" hätt ich dem mann, der sich an den gedankengängen anderer durchs leben hangelt, und der mir noch 10 jahre später mit verachtung in der geschulten stimme vorhält, dass ich mich damals einen sommer lang in stevenkingsche schauerwelten flüchtete, noch gern entgegnet, die enttäuschung darüber mitklingend, dass er anhand meiner längstvergangenen lektüregewohnheiten über mich, das kind, missbilligend urteilt, aber ich habe es unterlassen, in der gewissheit, dass er, gewohnt daran nur zwischen druckgeschwärzten zeilen zu lesen, die bandbreite des gesprochenen wortes nicht mehr versteht.

die wahrheit ist recht trivial.

ich lese nicht mehr, weil mir die buchstaben entgleiten, entwischen, unbegreifbar bleiben. weil das rastlose auge, stets auf der hut, die vom geplänkel und geplauder des alltags übersättigten sinne, dem stillstand, der ruhe nicht über den weg trauen.

erst hier im krankenhaus, wo andere ihren psychopax im sedierten dämmerschlaf finden, wo ich nur sprechen muss, wenn man mich fragt, wo die außenreize auf ein minumum reduziert sind, erst hier kommt sie wieder, die alte, verlorengeglaubte lust an den stillen worten.

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RAS - 6. Okt, 14:23

ich glaube diese annahme ist typisch jugendlich - kommt allerdings nicht selten auch von grownups. leider.
der junge mann hat seinen kant wohl auch nur zum beeindrucken aufgesetzt - sonst hätte ihn das sicher nicht entrüstet. das wahre elend ist ja, das man schon glücklich von der erde scheiden kann wenn man es überhaupt JE fertigbringt auch nur einen gedanken zu fassen der so zuvor noch nicht geschrieben (nichtmal gedacht oder gesprochen) wurde. hmp!
ach mauseputz! do tell - what happend!?

MoniqueChantalHuber - 6. Okt, 14:42

der junge mann zählt zweiundfünfzig lenze, derer über zwanzig in funktion des erzeugers.

schnauzelhäschen, this is part of a enthüllungsgeschichte, eines beinah aristotelischen trauerspiels, entwicklungsdramas gar. ich leg doch nicht gleich alle karten auf den tisch.
RAS - 6. Okt, 16:32

aber haselglucke, sie müssen doch nicht immer alles innere und äussere drama buchstäblich herumprostituieren, komm und lass uns und unsere 50 anderen bekannten ein privatgeheimniss haben!

MoniqueChantalHuber - 6. Okt, 18:16

purzelbäumchen, sie sind entschieden zu ungeduldig!

und dann werfen SIE mir engelsgleichem, ätherisch reinen wesen buchstabenprostitution vor... potztausend! freches rotzgör! geduzt hamse mich außerdem. na warten sie bis ich wieder heimkomm!

das geheimnis einer guten ehe ist es übrigens, ein paar geheimnisse voreinander zu haben...merken!
RAS - 7. Okt, 04:18

aber ehedings, sie wissen doch das ich fürchterlich leide. dauernd passiert menschen um mich herum irgendwas sehr einschneidendes, aber sie wursteln nur kryptisch herum, ich erfahre nix, oder erst viel viel später und trolle mich dann traumatisiert und entfremdet. hach....oh...hach! so wird das nie was mit sozialkontakten wenn ich immer die erwische die noch seltsamer sind als moi.
MoniqueChantalHuber - 7. Okt, 09:22

binsenweisheit nr. 7565: man zieht an, was man ausstrahlt.
bei ihrer blasskränklichen eremitenaura brauchen sie sich also nicht zu wundern.
RAS - 7. Okt, 12:57

aber sie wissen doch das ich privat ein echtes fastsoziales herzilein bin - und zudem die letzte die mit ihren problemen hinter der wimmermauer hielte. das kann nerven, aber sorgt wenigstens nicht für verunsicherung & entfremdung. schnief-schnief!
ConAlma - 6. Okt, 17:46

sehnse! ähnlich hielt ichs, wiewohl nicht so ausformuliert, damals, ähnlich halt ichs, tatsächlich nun einem kopfdurcheinander halbwegs ausweichen wollend, heute (wobei das buchstabenentgleiten den schwächer werdenden augen zugschrieben werden muss) (und HABE die schrecklichsten sozialen missbildungen bei größter geistiger konzentration erlebt) - und doch gelingt mir ein vorgeblich einflussfreies festhalten eigener wahrnehmungen aus 50 lenzen nur so manches und einmal. reicht doch, sag ich. und lese über den leeren raum: wenn ein raum voll ist, kann sich darin keine anwesenheit entfalten
also hör ich gleich wieder lesen auf, aufdass mein kopfraum nicht so voll wird und sich dafür darin anwesenheit entfalten kann.

MoniqueChantalHuber - 7. Okt, 09:29

das ist in der tat ein schönes zitat.

wobei natürlich dem gedankenraum ein wenig besuch von verwandten oder unbekannten denkkonstrukten langfristig nicht schadet, sondern durchaus dem aus- und anbau förderlich sein kann.
Au-lait - 6. Okt, 22:27

manchmal braucht es andere orte.

ich werde nächste woche mal schauen, wie es denn so in finnland ist und wozu ich dort lust bekomme.

MoniqueChantalHuber - 7. Okt, 09:25

deutsches normales bier - sag ich mal ganz spontan.

erwarte mir ausführlichen reisebericht bei dir drüben und wünsch natürlich eine schöne zeit.
Etosha - 10. Okt, 10:13

Krankenhaus mit WLAN?
Ich wünsche baldiges Besserfühlen.

MoniqueChantalHuber - 10. Okt, 13:16

nonono, patient mit wichtigtuerischem mobilen internet. besten dank, die genesung schreitet gut voran.
Etosha - 10. Okt, 16:08

Eine Offline-Genesung ist aber auch nicht zu verachten, fand ich jedenfalls.
Etosha - 16. Okt, 19:29

Lebstu noch? Im Krankenhaus kann man sich ja alles mögliche holen!
MoniqueChantalHuber - 17. Okt, 23:14

ach, fräun etosha

allumfassende veränderungen der lebensituation halten mich von der tastatur fern und ziemlich distreßig beschäftigt.
kaffeebekanntschaft und gemeinsames hundeäußerlnführen rückt allerdings in den bereich des möglichen...
Etosha - 19. Okt, 18:01

Ach was?! 8)

privataudienz

Du bist nicht angemeldet.

der pöbel unter sich

Ich finde die beamtenhaft...
Ich finde die beamtenhaft anmutende Pause in diesem...
bob (Gast) - 23. Dez, 10:14
Das ist doch unglaublich....
Das ist doch unglaublich. Glaub ich.
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:11
Wohl eher ein naturhysterisches...
Wohl eher ein naturhysterisches Diorama. Die beiden...
textorama (Gast) - 22. Sep, 17:10
gemüsehunger, immer zur...
gemüsehunger, immer zur unzeit... längst licht aus...
p. (Gast) - 9. Aug, 04:03
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gemüsefach hatte an dem tag bereits geschlossen.
MoniqueChantalHuber - 6. Aug, 07:58
auf n sprung ins gemüse?
auf n sprung ins gemüse?
p. (Gast) - 6. Aug, 03:56
klammern halten die großen...
klammern halten die großen scheine einfach besser zusammen.
MoniqueChantalHuber - 3. Aug, 16:08
Klammern anstatt Rettungsschirm,...
Klammern anstatt Rettungsschirm, sehr clever.
mq (Gast) - 2. Aug, 09:08
eine fabelnhafte idee.
eine fabelnhafte idee.
MoniqueChantalHuber - 1. Aug, 22:30
Ich überlege gerade,
ob es nett wäre, wenn sich könig egon ladislaus froschojewsky...
schreiben wie atmen - 1. Aug, 22:18

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